Georg Brandt alias Hacker T-Rex sitzt mit Ian G. in einer Bar im Hotel Adlon,
als sich eine bekannte Persönlichkeit zu ihnen an den Tisch setzt. Es handelt
sich um niemand anderen als die Bundeskanzlerin. Es geht um eine Reliquie des
verstorbenen Hackers Tron und um die Frage, wie legal eine Verschwörung
innerhalb der deutschen Politik ist. Georg beginnt zusammen mit seiner Freundin
Nolo zu recherchieren und trifft dabei auf einige Zusammenhänge, die viele
Ereignisse in einem anderen Licht dastehen lassen.
Mit "Angela" kommt die dritte Folge, die wieder aus der Feder des
Serienschöpfers Jan Gaspard stammt. Und es ist eine Episode die, wenn man sich
die Bewertungen im Internet ansieht, polarisiert. Um die Hintergründe der Folge
etwas besser zu verstehen, ist es sicherlich hilfreich, wenn man auch die
Sonderfolge "Interview mit Jan Gaspard" gehört hat. Dann weiß man,
dass er in den letzten Jahren als Journalist tätig war und durchaus Zugang zu
den Kreisen der Macht hatte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er in der
Folge erstmals mit seinem Namen auch konkret benannt wird.
Was erwartet nun den Hörer? Die Spur von T-Rex und Nolo führt zum Andenpakt,
einer Vereinigung westdeutscher Politiker aus der CDU, dem unter anderen auch
Merkels Widersacher Friedrich März angehört. Immer mehr entwickelt sich diese
Folge in eine Richtung mit dem Tenor "alte weiße Männer, die die
Kanzlerin" absägen wollen. In gleichem Maße nimmt, insbesondere in der
zweiten Hälfte, die Lobeshymne auf die Arbeit von Angela Merkel ihren Lauf. Die
Wahrheit liegt sicher in der Mitte. Ohne hier Partei einnehmen zu wollen, steht
fest, dass "Angela" Denkanstöße gibt. Viele der hier geäußerten
Ansichten sind mit Sicherheit richtig, andere eher übertrieben. Doch genau
dafür ist Kunst da. Egal ob in Buch, Film oder in einem Hörspiel. Gute Kunst
soll aufrütteln, soll und darf provozieren und soll zum Denken anregen. All das
macht diese Folge, auch wenn man nicht mit ihrem Inhalt konform gehen mag.
Nebenbei unterhält die Episode sehr gut und wirft eine durchaus interessante
Verschwörungstheorie auf, welche aber eher zum Schluss kommt. Von daher hat Jan
Gaspard als Autor hier vieles richtig gemacht, auch wenn stellenweise etwas dick
aufgetragen wird.
Was die Umsetzung angeht, mache ich persönlich ein paar Abstriche bei der
Umsetzung der Angela Merkel. An manchen Stellen klingt Christin Marquitan eher
wie eine Parodie der Kanzlerin, gerade zum Ende hin, fand ich sie nicht
besonders glaubwürdig. Besser sind da die gewohnten Leistungen von Alexander
Turrek, Marie Bierstedt oder Till Hagen als Nolo und Ian G. In weiteren Rollen
sind Wanja Gerick, Uwe Büschken oder Andrea Aust zu hören.
Fazit
"Angela" ist die bisher beste, weil provokanteste Folge der neuen
Jan-Gaspard-Staffel. Man muss sich immer noch vor Augen führen, dass es sich
hier um ein Hörspiel handelt, dass in erster Linie unterhalten soll. Doch
Unterhaltung schließt provozierende Thesen und Diskussionen nicht aus. Und
dafür gibt es hier reichlich Stoff. Und da sicher einige Körnchen Wahrheit
(oder mehr) enthalten sind, konnte ich einige Dinge, die hier gesagt wurden,
für mich richtig einordnen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 01. August 2021 2021-08-01 11:28:08