Die moderne deutsche Gesellschaft steht vor einer Vielzahl von
Herausforderungen. Diese Aussage dürfte grundsätzlich breite Zustimmung
erfahren und an sich wenig Verwunderung hervorrufen. Zuletzt hat die
Coronapandemie Stärken und Schwächen gesellschaftlichen Zusammenhalts
offenkundig werden lassen. Nun sind wir Deutschen durchaus bekannt dafür, die
Dinge besonders kritisch zu betrachten, und Vieles in schlechterem Licht
erscheinen zu lassen, als es realistisch betrachtet wirklich ist. Hinzu kommt,
dass die Gesellschaft einem stetigen Wandel unterzogen ist. Das macht die Sache
durchaus nicht einfacher. Stellt sich also die Frage: "Was hält uns
zusammen?" - Damit beschäftigt sich Peter Tauber in seinem vorliegenden
Buch und versucht, Lösungsansätze hierfür zu finden.
Den gesellschaftlichen Wandel, insbesondere der letzten Jahrzehnte, nimmt Peter
Tauber genauer unter die Lupe. Er beklagt einen Zustand zunehmender
Orientierungslosigkeit, der sich negativ auf das Befinden, aber auch das
Zugehörigkeitsempfinden der Bevölkerung auswirkt. Deutschland als Land, das
auf Migration angewiesen ist, muss zu sich finden und im Sinne einer modernen
Einwanderungsgesellschaft gemeinsame Schnittmengen demokratischer Überzeugung
finden, um den neuen Staatsbürgern deutliche Signale zu senden: wer sind wir
und was erwarten wir, zugleich Wege aufzuzeigen, wie gesellschaftliche
Integration gelingt.
Als Vorbild, und das dürfte den interessierten Leser durchaus überraschen,
dient die Philosophie Preußens in der Epoche der Aufklärung. Der Autor
verdeutlicht es anhand von Beispielen aus unterschiedlichen Lebensbereichen:
Familie, ehrenamtliches Engagement, Bereitschaft zur Übernahme von
Verantwortung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, dem Bewusstsein
der Verantwortung gegenüber dem Staat, Bildung und dem Verhältnis zwischen
Staat und Religion, im Sinne eines säkularen Staates, der volle
Religionsfreiheit gewährt. "Mehr Preußen wagen!" - so lautet das
Credo Taubers, das er in seinem Werk darlegt aus seiner Sicht begründet und in
denkbare, moderne Formen staatlicher Unterstützung einer modernen
Migrationsgesellschaft einbettet.
Fazit
Die Denkanstösse Peter Taubers sind ungewöhnlich, gut begründet und von daher
Anlass eigene Positionen zu überdenken und zu definieren. Mag man auch der
strikten Linie des Autoren nicht immer folgen (wollen), Preußen als
allumfassendes Beispiel der historisch gelungenen Lösung einer (frühen)
multikulturellen Gesellschaft zu betrachten, seine Lösungsansätze bieten
Anlass zu einer dringend notwendigen (wenn nicht gar längst überfälligen)
Diskussion!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 25. Juli 2021 2021-07-25 18:55:17