Die konstruktive Nutzung der Angst – auch weil es sich gar nicht vermeiden
lässt
Niemand mag unangenehme Gefühle. Das stört das Wohlbefinden, bringt das System
in Unordnung und, so nicht einfach Pharmazie direkt hilft, wird vieles bis alles
dafür getan, "gegen" das unangenehme Gefühl anzugehen, es aus Sicht
zu schieben. Und Angst ist eines der unangenehmsten Gefühle, das Menschen
kennen. Gefolgt von, meist natürlich durch die Angst ausgelösten, Sorgen und
Panikempfindungen, wenn man einerseits "nicht wegkommt" aus der Angst-
und Sorgenecke und andererseits aber, nicht zuletzt durch den aktiven Kampf
gegen diesen Zustand, eine Lösung immer weiter in die Ferne rückt.
Was im Übrigen als Haltung zwar verständlich sein mag, unangenehm soll ja an
sich schon weitgehend "aus dem Weg" geräumt werden, der Natur des
Menschen aber fundamental widerspricht. Und mit diesem Gedanken kommt man schon
sehr nah an die Richtung, die Daniel Vougt aufgreift und konstruktiv von der
ersten Seite an dem Leser "entspannend" vor Augen legt. Angst ist ein
wichtiges und wesentliches Grundgefühl des Menschen, das schlichtweg zum
"Überleben" dient. Faktisch-sachlich, real und abstrakt im Sinne
seelischer Ursachen.
Wie nun aber kann es gelingen, Angst wieder als das anzunehmen und zu verstehen,
was es im Eigentlichen ist? Ein Hinweis auf eine wie immer geartete
Gefahrensituation, ein Gefühl, welches Adrenalin Freisitz, die Sinne schärfen
will, am Ende aber eine integrierende und dauerhafte Lösung der Problematik in
Gang setzten möchte und nicht nur einen Fluchtreflex. Der in der Moderne
bereits wohl viel zu früh schon einsetzt und damit eine gewisse Innere Distanz
und Prüfung der Angst und der verursachenden Momente unmöglich macht.
Genau an diesem Punkt setzt Daniel Vpoigt an. Was ist eine
"Angstautobahn" und wie Kanne s gelingen, nicht mit hoher
Geschwindigkeit ohne Kontrolle über das Fahrzeug immer weiter ins Dunkle hinein
zu rasen? Schritt für Schritt führt Voigt dabei zunächst in dien
grundlegenden zwei Perpektiven der Angst ein, erläutert sodann die Verbindung
zu "Konstrukten" von "Wirklichkeiten" mitsamt einer
differenzierten Darstellung der einzelnen, verschiedenen Angststörungen. Was im
Lauf der Lektüre dann überleitet zu einer systemischer Betrachtung der Rolle
und Funktoin der Angst, der Konstrukte und der "Fehlleitungen" im
Umgang mit der Angst.
So gut ausgerüstet und fundiert kundig gemacht über die vielen Facetten und
die wichtige Funktion des Angstgefhls, positiv wie negativ für das gesamte
Leben, legt Voigt zum Ende hin eine Vielzahl verständlicher, gängiger und sehr
motivierender Vorgehensmögklichkeiten im Rahmen von Angestgefühlen vor Augen,
die allesamt eines nicht in sich tragen: Eine schnelle Lösung mit Tipps zum
"Wegwechen" und damit "Verdrängen" von Angst. Sondern eine
Akteptanz des Gefühles als "Wegweiser", der allerdings auch sich
verselbstständigen kann und gerade durch lange Zeiten der Verdrängung der
eigentlichen Ursachen persönlicher Angst im Rahmen von
"Schonhaltungen" nun kaum mehr der eigentlichen Ursache zuzuordnen ist
und damit das Leben mehr und mehr allgemein von einer diffusen Angst
überschattet werden lässt.
Wie man dies erkennt, sich eine gewisse innere Distanz schafft, die Angst als
Teil der eigenen Person im Positiven lernt, zu schätzen und dann Wege mit der
Angst heraus aus der Angst, durch Aufarbeitung der eigentlichen Ursachen und der
Unterscheidung der teils surrealen Folgen als Folge eines ständigen
"Wegweichens", dann findet und ins eigene Leben integrieren kann.
"Die ängstliche Seite muss ängstlich sein dürfen, um sich sicher zu
fühlen".
Fazit
Daniel Voigt legt einen wichtige Schritt zur systemischer Herangehensweise an
Angst und Panik vor, der den noch mageren Bestand an Untersuchungen zum Thema
innerhalb der systemischer Psychotherapie bestens aufnimmt und weiterführt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 09. Juli 2021 2021-07-09 13:35:35