Es ist erlebte Geschichte, die Reporterlegende Fritz Pleitgen in seinem neuen
Buch "Eine unmögliche Geschichte" beschreibt. Eine Zeit, in der aus
seiner Sicht Politiker und Bürger Berge versetzten. Und natürlich hat er nicht
Unrecht damit. Handelt es sich doch um eine Zeit, in der der (Erste) Kalte Krieg
sich dem Ende zuneigte, Deutschland wiedervereinigt wurde und die Welt mit
großen Schritten auf eine politisch bessere Zeit zuzusteuern schien. Da wurde
gar "Das Ende der Geschichte" prognostiziert (Francis Fukuyama).
Leider weit gefehlt, wie wir heute wissen.
Nach seiner Tätigkeit als Journalist in Moskau nimmt Fritz Pleitgen eine Stelle
beim WDR in der Deutschen Demokratischen Republik an. Der sozialistische Staat
und sein Machtapparat waren an umfassender Berichterstattung nur soweit
interessiert, wie es ins eigene Kalkül und ins eigene Weltbild passte.
Facettenreich und eindrucksvoll beschreibt Fritz Pleitgen, was er und seine
Familie im Arbeiter- und Bauernstaat alles erleben "durften".
(Presse-) Freiheit sieht anders aus. Dennoch: seine persönlichen Eindrücke,
die er in den diesbezüglichen Abschnitten beschreibt und erzählt sind
eindrucksvoll und lassen ein lebendiges Bild zu. In allen Belangen eine andere
Welt erlebt Familie Pleitgen auf der folgenden Station: den Vereinigten Staaten
von Amerika - das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, in allen Belangen - auch
in seinem Beruf als leitender Journalist.
Danach: Back to the Roots könnte man meinen: hautnah erlebt Pleitgen mit, wie
eine "unmögliche Geschichte" wahr wird: 40 Jahre deutsche Teilung
werden "ausradiert". Die großen Protagonisten dieser Zeit lern der
Leser ebenso kennen, wie das von einer sagenhaften Aufbruchstimmung
gekennzeichnete Alltagsleben der DDR-Bürger. Ihr unbändiger Wille lässt
Vieles in kürzester Zeit zur Wahrheit werden: eine friedliche
"Revolution" gegen den herrschenden SED-Staat, den Fall der Mauer, den
Weg zur Demokratie.
Fazit
Interessanter und eindrucksvoller ist Geschichte (kaum) zu erzählen. Fritz
Pleitgen lässt die Leser nicht nur an seiner Tätigkeit als renommierter
Journalist teilhaben, er erzählt über eine Zeit, die in vielfältiger Manier
Meilensteine setzte. Langeweile kommt dank flüssigen Schreibstils zu keiner
Zeit auf. Je nach Alter der Leser fühlt sich mancher eventuell zurückerinnert,
andere wiederum werden sich verwundert die Augen reiben, was auf deutschem Boden
vor etwas mehr als 30 Jahren alles geschehen konnte und geschah. Für alle in
gleicher Weise eindrucksvoll!
Absolute Leseempfehlung!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 08. Juli 2021 2021-07-08 08:59:06