Überzeugende Kombination mit eher intellektuellen Techniken
Ganz zurecht betont das Werk bereits im Vorwort, dass "der Einbezug des
Körpers" allgemein in der Psychotherapie, vor allem aber in der
Verhaltenstherapie, "sträflich vernachlässigt" wird. Jeder, der mit
diesem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt hat, weiß inzwischen, dass der
"Ort eines Problems im Körper" durchaus zum einen eine andere Form
der Selbsterkenntnis beinhalten kann, zum anderen in manchen Fällen gar einen
"Durchbruch" bewerkstelligen könnte, der auf anderen Wegen so
vielleicht gar nicht möglich wäre. Wie schon Eugen T. Gendlin im Rahmen seines
"Focusing-Ansatzes" nicht müde wurde, zu betonen, besitzt der
Organismus auf somatischer Ebene durchaus eine ganz eigene Form des "sich
lebst bewusst seins", als es rein verstandesorientierte Methoden in sich
tragen.
So liegt es eigentlich nahe, und Mertens und Zimmek vollziehen dies überzeugend
im vorliegenden Werk, zumindest Teile der Körperpsychotherapie ergänzend zu
einem Ansatz wie der KVGT hinzuzuziehen. Wobei es ein besonderes Lob verdient,
wie sorgsam die Autoren somatische Techniken mit der Schematherapie theoretisch
Verbindungen und wieviele konkrete und leicht verständliche Instrumente sie im
Anschluß für die Praxis bieten.
Ob "Body Scan" oder "Atemraum" (mit Augenmerk darauf, wie
viele Bereiche den Atem nutzen, vom Schauspielunterricht über die Meditation
hin zur Achtsamkeit in der modernen Beratung und Therapie), ob die Schulung zum
Achten auf "Körperhaltungen" (und die "Übersetzung"
solcher körperlichen Ausdrücke in eine verständliche Sprache) hin zum
Alba-Emoting" (auch zur Erlernung von Fertigkeiten der emotionalen
Kontrolle) bis hin zu sehr konkreten Übungen zum Ausdruck von Ärger, zur
Selbstbehauptung, zur persönlichen Stabilisierung und zur Emotionsregulierung)
werden die gängigen Methoden der Körperpsychotherapie mit den Modi der
Schematherapie verbunden und bieten so für den im Bereich Tätigen eine
signifikante Erweiterung der eigenen Kompetenzen und therapeutischen
Möglichkeiten.
"Modi erfahrbar machen" ist in dieser Hinsicht eine direkte Folge des
Einsatzes der Techniken und ermöglicht damit vielfache "Aha-Effekte"
für den Klienten und ebenso eine umfassendere Möglichkeit der Integration von
Modi und Emotionen in einen "neuen Weg" als eines der
psychotherapeutischen Ziele.
Fazit
Alles in allem eine sehr zu empfehlende Lektüre. Die zunächst den Bereich des
somatischen Erlebens mit in den Mittelpunkt des therapeutischen Handelns setzt,
statt diesen, wie vielfach sonst üblich, wenn überhaupt nur am Rande mit zu
betrachten. Und die im weiteren Verlauf sowohl die theoretische Verbindung der
Schematherapie mit Emotionen und mit emotionalen Techniken überzeugend in eine
enge Verbindung stellt. Bis dahin, auch vielfache praktische Hilfestellungen in
sich zu tragen
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 14. Juni 2021 2021-06-14 12:55:03