Benjamin Strasser, mit 34 Jahren zu den jungen Bundestagsabgeordneten zählend,
nimmt sich in seinem Buch eines heiklen Themas an: der inneren Sicherheit
unseres Landes. Als Obmann der FDP im parlamentarischen Untersuchungsausschuss
zum Anschlag auf dem Berliner Breitscheid-Platz (am 19.12.2016), konnte er
weitgehende Einblicke in die Aktenberge der Behörden erhalten, die er im
vorliegenden Werk, einer Streitschrift, verarbeitet.
Die Erkenntnisse aus der Akteneinsicht, aber auch (vielleicht auch insbesondere)
die fehlenden und verweigerten Einsichten in die Dokumentationen, haben den
Autor motiviert, das Thema innere Sicherheit im Zusammenhang mit terroristischen
Aktivitäten, kritisch unter die Lupe zu nehmen. Beginnend mit dem Wiederaufbau
Deutschlands nach 1945, beginnt auch die Neustrukturierung der Behörden, eben
auch der Sicherheitsbehörden im vollkommen zerstörten Land. Die alliierten
Siegermächte drücken dem jungen Deutschland verständlicherweise hierbei einen
deutlichen Stempel auf.
Als Reaktion auf die 68er-Bewegung gründet sich mit der Roten Armee Fraktion
(RAF) eine links-terroristische Vereinigung, die über einen langen Zeitraum die
Bevölkerung und die Sicherheitsbehörden in Atem hält. Attentate,
Bombenanschläge und Morde werden verübt und die Sicherheitsbehörden geraten
rasch an den Rand des Machbaren. Die Lerneffekte hieraus halten sich indes in
Grenzen. Chancen aus der Wiedervereinigung werden aus Sicht Strassers nicht
genutzt. Die Ära des rechts-extremistischen Nationalsozialistischen Untergrunds
(NSU) und des islamistischen Terrors legen diesen Schluss nahe. Inhaltlich
bewertet der Autor das Manko zwischen vielfältigen Aktivitäten, mangelnder
Kooperation und hieraus resultierender Ablehnung für Verantwortlichkeiten und
leitet hieraus abschliessend Thesen für Verbesserungspotential ab.
Fazit
Eine knapp gehaltene Schrift mit Liebe zum Detail legt der Bundestagsabgeordnete
dem Leser vor. Hier und da gerät man ob der zahlreichen Abkürzungen beim Lesen
ins Stocken; unvermeidlich, denn die formell korrekten Amtsbezeichnungen jedes
Mal in voller Länge zu lesen, hätte keinen Sinn gemacht.
Inhaltlich darf man die Erkenntnisse getrost als beängstigend empfinden.
Festgefahrene und teilweise veraltete föderale Strukturen münden in mangelnder
Kooperation zwischen Polizeibehörden, Landes- und Bundeskriminalämtern und
nicht zuletzt den Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder. Viele Köche
verderben auch diesen Brei, wenn nicht klar geregelt wird, wer in welchem Fall
die Federführung übernehmen MUSS! Da es um unser aller Sicherheit geht, kann
man dem Ansätzen des Autoren nur gutes Gelingen wünschen!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 15. Juni 2021 2021-06-15 21:06:47