Mit Tempo erzählt
Gut in Erinnerung sind durchaus noch die Ereignisse um die
"Bestatterin" Blum. Eine Figur, mit der Bernhard Aichner seinen
persönlichen Erzähl-Stil mehr und mehr entfaltete und das den Leser in ganz
besondere Umstände und einzigartige Persönlichkeiten mit hineinnahm.
"Bronski", der journalistische Fotograf, innerlich seit dem
Verschwinden seines Kindes und des Freitods seiner damaligen Frau völlig
zerrissen mit einer schwierigen Nähe zum Alkohol (Minibars werden systematisch
"entleert", auch in diesem Band), ist wiederum eine solch singuläre
Persönlichkeit in einem Berufsfeld, dass seit Jahren bereits fast
"ausstirbt" ob der Milliarden von digitalen Fotografien auf dieser
Welt. Aber eben auch einer, der verhaftet bleibt dem, was er spürt in Szenen,
was er meint, zu erfassen. Mit einem privat nicht verbreiteten Schwerpunkt, den
man erst mal verkraften muss. Gerade weil Bronski dieser speziellen Neigung
immer noch und ausschließlich analog nachgeht. Um dann in der
"Dunkelkammer" mit perfektem Handwerk die Ergebnisse fast meditativ
vor seinen Augen sich entfalten zu lassen.
Und nun hat dieser Bronski wohl die Bilder seines Lebens. Jahre nach dem
Verschwinden einer Dame der High Society, die wohl gar nicht so sehr Dame war,
sonder durchaus dunkle Seiten in sich und dunkle Ereignisse um sich herum
getragen hat. Und nun "kopflos" in einer Wohnung in Tirol aufgefunden
wird.
Seine Chefredakteurin Regine stellt ihm eine (für Bronski zunächst gar nicht
passende) schreitende Journalistin an die Seite und in kurzen, knappen Sätzen,
mit denen Aichner die Handlung schnell und atemlos vor sich hin treibt rollen
Bronski und Svenja die möglichen Verdächtigen im Mord an der reichen Frau vor
sich her, um den roten Faden dieses Mordes zu fassen zu bekommen. Während
Bronski mit seiner Schwester, der privaten Ermittlerin Anna, seinen privaten
roten Fäden folgt. Denn sein Interesse an dem Fall ist bei Weitem nicht nur auf
ein paar einmalige Fotos einer mumifizierten toten Frau fokussiert. Für ihn
geht es um mehr. Viel mehr.
Was sich durchweg in sich stimmig und temporeich liest, was ab etwa der Hälfte
des Thrillers eine neue Wendung mit ins Spiel bringt. Einer der Beteiligten, den
Bronski eher als Verbündeten sieht, scheint ganz eigene Wege im Hintergrund
noch zu gehen und dann eigene Ziele zu verfolgen. Das aber muss dann jeder Leser
selbst herausfinden zum Ende des Thrillers hin, wie alles mit allem
Zusammenhängen könnte. Wobei gerade die Dialoge, auch diese übrigens in ganz
eigener Form fast atemlos vor die Augen des Lesers gestellt, einiges an
möglichen Motiven und eher verdeckten Ereignissen ahnen lässt.
Auch wenn es hier und da im Thriller so scheint, als wäre die Form teils
wichtiger als der Inhalt (nicht alle der teils fast stakkato-artig gestalteten
Szenen tragen am Ende wirklich inhaltlich etwas aus für den Fortgang der
Ermittlungen), gelingt es Aichner wiederum fast spielerisch, den Leser mit in
den Bann der Ereignisse zu ziehen.
Fazit
Alles in allem eine empfehlenswerte, wieder in ganz eigenem Stil verfasste,
Lektüre, die sich kaum Schwächen leistet und je zur rechten Zeit immer wieder
neue Erkenntnisse oder überraschende Wendungen in den Raum der Seiten setzt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 23. Mai 2021 2021-05-23 14:21:58