Erstklassig!
Björn Diemel ist unterwegs. Auch in Sachen "Bauschaum", auch in
Sachen "achtsame Anleitung seiner "Gangs", auch in Sachen seiner
Ex-Frau und Tochter, auch in Sachen seiner "Therapie der Achtsamkeit"
mit dem weisen und stets souveränen Berater Joschka Breitner, vor allem diesmal
aber auf dem Pilgerweg. Tatsächlich, der smarte, mit trockenem, ironischen Witz
das Leben betrachtende Rechtsanwalt mit der besonderen
"Geschäftsform" hat etwas mit sich auszumachen. Sagt zunächst
Breitner, dann er sich selbst und dann sucht und findet er seinen alten
Bundeswehrrucksack und die alten Bundeswehrstiefel und den Weg.
Nicht ohne jenen Heiko (der ihm als "Olaf" deutlich geläufiger aus
seiner Berufspraxis noch ist) "einzufordern", den sich seine Ex-Frau
Katharina als neuen Partner an die Seite geholt hat. Und nicht ohne die beiden
Kaninchen für seine geliebte Tochter noch zu besorgen. Wobei das
"Angora-Kaninchen" auf manche Menschen eine leicht allergene Wirkung
haben könnte (oder läuft die rote Nase noch aus anderen Gründen) und deren
Schicksal ihn irgendwann gegen Ende des "Pilger-Thrillers" in einen
Zustand "achtsamen Ärgers" versetzen wird.
Dass nebenbei Bauschaum eine interessante Wirkung entfalten kann, dass zudem ein
Chinese mit einem Gitarrenkoffer unter Umständen tatsächlich ein Chinese mit
einem Gitarrenkoffer sein könnte (da der ein oder andere vorkommende Chinese im
Buch auch andere Werkzeuge lieber benutzt als ein Musikinstrument, könnte da
die Unterscheidung in hektischen Zeiten nicht einfach sein) und wie sich eine
Pilgerbekanntschaft in unangenehmer Weise entwickeln könnte, die dann passend
in Pamplona einer "Beziehungslösung"" zugeführt werden wird,
bei der weiße Kleidung, eine rote Schärpe, Ernest Hemingway und der ein oder
andere Stier im Galopp. Wesentliche Auftritte im Buch bestreiten werden), all
das legt Karsten Dusse in seinem flüssigen Humor mit trockener Ironie bestens
dem Leser vor Augen.
Wobei vor allem sehr gut gelungen ist, dass Dusse jene "Achtsamkeit",
die oft zum Anlass für doch einiges an Spott auch ist, in einer nicht
pathetischen und dennoch durchaus ernstnehmenden Form mit durchaus
nachdenkenswerten, kurzen, knappen Sätzen zur Selbsterkenntnis als eine Art
zweite Ebene im Thriller wunderbar im Hintergrund mitlaufen lässt. So dass
tatsächlich übereinstimmt, dass man. Auf dem Jakobsweg, aber auch auf dem
"Pilgerweg des Lebens" frei nach Keith Richards und Mick Jagger fast
nie bekommt, was man meint, haben zu wollen, aber immer das findet, was man
gerade wirklich braucht.
Oder, frei formuliert: "So, wie Sie in den Wald hineingingen, kommen Sie
garantiert nicht wieder heraus".
Fazit
Ein hervorragendes Buch, ein andersartiger und dennoch gelungener Thriller.. Bei
dem man auch das etwas konstruierte und eher wenig realistische Ende nicht nur
billigend, sondern mit Genuss in Kauf nimmt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 23. Mai 2021 2021-05-23 14:13:35