Die nächsten Wahlen nahen. 2021 - ein "Superwahljahr". Im Fokus steht
allem voran die im September stattfindende Wahl zum Deutschen Bundestag. Das
vorliegende Buch widmet sich einer Partei: der AfD, die derzeit die größte
Oppositionspartei bildet. Aber eben nicht nur das: ihr Auftreten hat Vieles
durcheinander gewürfelt im Bundestag. Der Umgang und Ton der Abgeordneten sind
anders als bislang gewohnt. Überempfindlichkeit auf der einen gegen "Das
wird man doch wohl noch sagen dürfen" auf der anderen Seite?
Die Autorinnen der vorliegenden Buches, beides erfahrene Journalistinnen,
gewähren einen tiefen Einblick in ihre Recherchen. Sie legen ihre Erkenntnisse
über die Alternative für Deutschland offen und beschreiben inhaltlich den
Wandel der AfD von der eurokritischen "Professorenpartei" zur
Oppositionsführerin im Bundestag, die darüber hinaus vertreten ist in allen
Landesparlamenten und auf kommunaler Ebene. Dieser Wandel der Partei spiegelt
sich nicht nur in der Wahrnehmung von außen wider, sondern auch im Herzen der
AfD.
Die Macht des "Flügels", die Prinzipien des politischen Vorgehens
(inklusive Ausloten der Grenzen des Sag- und Machbaren), die Wirkung auf die
"Altparteien" und nicht zuletzt auf die Wählerschaft. Alles wird
inhaltlich unter die Lupe genommen und kritisch betrachtet. Was plant die AfD
und wie kann und sollte ihr begegnet werden?
Fazit
Ein Buch mehr mit plumpem "AfD-Bashing"? Eindeutig nicht! Ja, die AfD
wird (sehr) kritisch unter die Lupe genommen - nicht zu unrecht. Ihre Wirkungen
auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die hieraus resultierenden
Grenzverletzungen werden offengelegt. Dies geschieht mit klarer Position, aber
ohne ideologischen Unterton. Sichtbar wird auch die innere Zerrissenheit der
Partei zwischen rechts-konservativer Ausrichtung und rechtsextremer Polemik.
Sichtbar wird aber zudem die Unsicherheit im Umgang mit eben dieser politischen
Ausrichtung. Parteiintern, im Umgang der Parteien untereinander und nicht
zuletzt mit der Darstellung in den Medien. Guter Lesestoff, der zum Nachdenken
anregt.
Einen, für mich deutlichen Kritikpunkt möchte ich anbringen: Journalistinnen,
die ein solch objektiv-kritisches Werk schreiben, hätten durchaus auch
kritischer mit dem eigenen Berufsstand umgehen dürfen - und müssen! Die
öffentliche Meinung wird geprägt durch die Medien. Hier hätte aus meiner
Sicht der Finger sehr viel deutlicher in die Wunde gelegt müssen; kommen die
beiden Autorinnen doch genau aus diesem Metier.
Unter dem Strich: ein empfehlenswertes Buch, das eine breite Leserschaft
verdient!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 28. Mai 2021 2021-05-28 19:35:30