Quo vadis Demokratie?
Bücher, über die Zukunft unseres demokratischen Systems erscheinen in
jüngster Zeit in beachtlicher Zahl. Ein Zeichen dafür, dass es nicht gut steht
um unsere Demokratie? Der Lüneburger Politikwissenschaftler und
Parteienforscher Michael Koß widmet sein neu erschienenes Buch unserem
gesellschaftlichen System. Er nimmt es unter die Lupe mit einem Blick auf die
Entwicklung der repräsentativen Demokratie in Deutschland und Österreich nach
Ende des Zweiten Weltkriegs, einer Bestandsaufnahme heute und einem
abschließenden Blick auf mögliche künftige Szenarien.
Koß ist ein Verfechter der repräsentativen Demokratie, in dem Parteien eine
zentrale Rolle einnehmen. Nur sie, so beschreibt es der Autor, seien in der Lage
breite politische Strömungen zu bündeln. Abgeordnete in den Parlamenten
vertreten eben diese gesellschaftlichen Strömungen und spiegeln somit das
Meinungsbild der Bevölkerung und sind in der Lage es zu vertreten. Nach dem
Ende des Zweiten Weltkriegs bis Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre, gelang es
den Volksparteien CDU und SPD in Deutschland und in Österreich der ÖVP und der
SPÖ, in der Summe stets 70 bis 90% der Wählerstimmen auf sich zu vereinen. Es
bedurfte in der Regel lediglich eines kleinen Partners (meist FDP bzw. FPÖ) um
eine Regierungsmehrheit zu formen, wenn nicht aus zwingenden Gründen eine
große Koalition das Ruder übernahm.
Nach der Auflösung der bipolaren Welt (West unter der Führung der USA gegen
Ost unter der Vorherrschaft der Sowjetunion) veränderte sich das
Parteienspektrum und mit ihm der Zuspruch für die früheren Volksparteien.
Zweiparteienkoalitionen sind heute eher selten möglich. Auch die politische
Mitte verliert an Gewicht.
Aber was bedeutet das für den Fortgang demokratischer Entwicklungen, angesichts
erstarkender politischer Ränder? Der Autor nimmt diese Entwicklungen unter die
Lupe, kritisch, aber sachlich nüchtern und er sieht die Demokratie nicht am
Ende - wenn es gelingt, sich neuen Erfordernissen innerhalb des bestehenden
Systems zu stellen. Acht Thesen am Schluss des Buches zeigen, wie es gelingen
könnte.
Fazit
Michael Koß setzt mit seinem neuen Buch ein Ausrufezeichen: Die Demokratie ist
nicht am Ende!
Es gelingt ein Buch, das sachlich fundiert, gut recherchiert und für den Leser
interessant und flüssig lesbar geschrieben ist. Auf einer soliden Datenbasis
lässt sich eben gut arbeiten und argumentieren. Und eben dies tut der Autor.
Unaufgeregt und mit einem positiven Blick in die Zukunft, abseits von Populismus
und medialer Hysterie, wo all zu oft unserem bestehenden
freiheitlich-demokratischen Gemeinwesen eine düstere Prognose gestellt wird.
Ein realistischer Blick, der Hoffnung macht - bitte unbedingt lesen!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 26. April 2021 2021-04-26 07:25:02