Nach dem Unfalltod seiner Freundin nimmt sich Tim Felton vom hektischen Leben in
New York eine Auszeit. Er tritt einen Job als Vogelwärter auf Brooks Island an,
einer einsamen Insel vor der Küste von Maine. Schon bei der Überfahrt erzählt
ihm Graham Penn vom Schicksal seines Vorgängers Frank Laughton, der spurlos
verschwunden ist. Kaum auf der Insel angekommen findet Tim das Tagebuch seines
Vorgängers, in dem dieser von einem alten Schatz berichtet. Als dann eine
Schiffbrüchige angespült wird, entwickelt sich Tims Aufenthalt auf Brooke
Island vollkommen anders, als er das erhofft hatte.
"Flutnacht" ist die vierte Folge der Hörspielserie MindNapping und
der bisherige Höhepunkt der Serie. Autor Simon X. Rost, der unter anderem schon
für die erfolgreiche Thrillerserie "Darkside Park" gearbeitet hat,
erzählt eine Geschichte, die überaus verhalten und harmlos beginnt. Mit dem
Auftauchen von Susan bekommt "Flutnacht" dann aber den Konfliktpunkt,
den die Story braucht, um mächtig in Fahrt zu kommen. Stück für Stück
entwickelt sich die Geschichte in eine Richtung, in der weder Tom, noch der
Hörer weiß, was richtig ist. Wie es sich für einen packenden Thriller
gehört, gibt es zahlreiche Wendungen, welche die Spannung weiter steigern.
Im Gegensatz zu den bisherigen Folgen kommt "Flutnacht" mit nur vier
Sprechern aus, die allesamt einen wirklich guten Job machen. Christian Stark
brilliert in der Rolle des Tim Felton, der gleichzeitig als Ich-Erzähler
fungiert. Udo Schenk wird als Graham Penn seinem Faible für undurchsichtige und
zwielichtige Rollen einmal mehr gerecht. Reent Reins ist in den Tagebuchpassagen
als Frank Laugthton zu hören. Highlight dieser Folge ist Marion von Stengel in
der Rolle der gestrandeten Susan. Mit ihrer kühlen, beherrschenden Stimme
füllt Marion von Stengel die Rolle mehr als aus.
Die Soundkulisse ist gut, auch wenn hier durchaus noch Steigerungspotential
vorhanden ist. Die musikalische Untermalung während der Tagebuchpassagen ist
sehr gut, ansonsten halten sich Toneffekte und Musik sehr dezent im Hintergrund,
was angesichts der guten Sprecher aber kaum ins Gewicht fällt.
Das Ende wird dann für den einen oder anderen Hörer etwas unbefriedigend sein,
da die Geschichte eine ziemliche Kehrtwendung macht, und viele Motive dafür ein
wenig im Dunklen bleiben. Den Hörspaß mindert dies aber nur wenig.
Fazit
"Flutnacht" erzählt eine überaus packende Geschichte, die reich an
Überraschungen ist und auch bei einem zweiten oder dritten Hören durchaus noch
zu gefallen weiß. Autor Simon X. Rot hat eine vielschichtige Handlung erdacht,
die von den Sprechern sehr gut mit Leben gefüllt wird. Man darf sehr gespannt
sein, ob die nächsten Folgen dieses Niveau halten können.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 12. September 2012 2012-09-12 20:24:13