Emoni Santiago aus Philadelphia stellte schon als kleines Kind einen Stuhl an
den Herd und rührte das Essen um. Der Glaube ihrer Mutter an Emonis
Zauberhände war sicher auch Ermunterung für ein Kind, das in schwierigen
Verhältnissen bei einer sehr jungen Mutter aufwächst. Heute hat Emoni mit 17
selbst ein Kind und ist entschlossen, in diesem Jahr die Highschool
abzuschließen. Auch wenn sie für die kleine Emma unbedingt ein normales Leben
mit allen Chancen erreichen will, ist es nicht einfach, Kind, Schule und das
Leben bei Emonis Großmutter unter einen Hut zu bekommen. Oma Buela ist nach
einem Arbeitsunfall schwerbehindert und arbeitet als Schneiderin, so gut es eben
geht; Emma geht täglich in die Kita während Emoni in der Schule ist. Dass
Emoni als Schwangere nicht auf eine Schule für Problem-Teenager geschickt
wurde, ist ihr großes Glück, das sie nicht immer zu schätzen weiß.
Der Profi-Kochkurs bei Chefkoch Ayden könnte im Abschlussjahr Anstoß für
Emoni sein, Kochen als Karriereweg zu begreifen. Doch zunächst muss die
17-Jährige den alltäglichen Wahnsinn als Alleinerziehende bewältigen und das
Problem lösen, wie sie die Abschlussfahrt des Kurses nach Spanien finanzieren
soll. Unterstützt wird sie von ihrer Tutorin, die ihre Schüler ermuntert,
bewusst Neues zu wagen, auch wenn man zunächst Angst davor hat. Chef Ayden
behandelt seine Schüler wie Auszubildende zum Koch in einem Sternerestaurant.
Er fordert Respekt und Disziplin und stutzt Emoni immer wieder darauf zurück,
dass Begabung eine exzellente Ausbildung nicht ersetzen kann. Der
Theorieunterricht bei Chef Ayden öffnet Emoni den Blick in die Führung eines
Restaurants, eine Perspektive, die sie zutiefst verunsichert. Auch wenn Emoni
glaubt, durch Emmas Vater genug über Männer zu wissen, wird sie im Kurs durch
die Begegnung mit dem charismatischen Malachi aus den Schuhen gehauen. Gemeinsam
mit Malachi wird Hautfarbe für Emoni erneut zum Thema, die als Tochter eines
Puertoricaners den falschen Hautton hat und zu schlecht Spanisch spricht, um in
ihrem Stadtviertel eines der Klischees zu erfüllen.
Fazit
Wie Emoni als junge Mutter im letzten Schuljahr ihre Stärken entdeckt, sich zu
einer Berufsperspektive durchkämpft und Beruf und Familie unter einen Hut
bringt, das erzählt Elizabeth Acevedo ungeheuer spannend und empathisch. Soul
Food ist jedoch auch eine Geschichte über Lehrer und Förderer, die an Emoni
glauben, über komplizierte Männerbilder in Einwanderergesellschaften, von
Diversität, Herkunft und Identität. Berührende Nahrung für die Seele - ab
14 und für Erwachsene.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 21. April 2021 2021-04-21 09:01:46