Schwarz-Rot-Goldene Farbtupfer auf dem Buchcover - Titel: Flagge zeigen!
Verheißt das etwas Gutes, etwas Demokratisches? Oder hat der Autor mitsamt dem
herausgebenden Siedler-Verlag sich da vielleicht etwas weit an den Rand gewagt?
Freude (und nationalistische Gefühle) auf der einen, Unbehagen ob der Symbolik
auf der anderen Seite. Was will der Autor uns mitteilen?
Das Buch beginnt Enrico Brissa mit einer Schilderung. Einem eigenen Erlebnis in
Form des Besuchs einer Demo FÜR Freiheit und Demokratie. Sein
"Fehler": er nimmt eine Deutschland-Flagge mit. Ein beachtliches Maß
an Unverständnis ob dieser Symbolik und (im günstigen Falle) Kopfschütteln
begleiten ihn und seine Familie. Wie kann man nur mit einer Schwarz-Rot-Goldene
Flagge auf eine Demo pro Demokratie und Freiheit auftauchen? Die Hintergründe
seines Handelns, sein Unverständnis über fehlendes oder politisch falsches,
besser einseitiges, Einordnen bundesstaatlicher Symbole haben den langjährigen
Protokollchef zweier Bundespräsidenten und des Bundestages bewogen, sich nicht
nur selbst auf die Suche nach einer Antwort zu begeben, sondern den Leser
mitzunehmen.
Er beschreibt in sechs Kapiteln die Historie und die Bedeutung staatlicher
Symbole wie Bundesflagge, Bundesadler und Hymne. Ein langer und nicht immer
einfacher Weg für die junge Bundesrepublik nach Ende des Zweiten Weltkrieges.
Zugegeben ein Thema, dass nicht im Zentrum politischer Betrachtungen steht. Um
so mehr überraschen die Ausführungen des Autoren zu diesem Thema. Und er legt
den Finger in eine Wunde, die durch den Krieg entstanden, heute nach wie vor
spürbar sind: das gespaltene Verhältnis der Bürger zu den Symbolen ihres
Landes. Brissa schafft es, das Thema aus emotionsgeladenen Diskussionen auf den
Boden der Tatsachen zu rücken: Schwarz-Rot-Gold steht FÜR die freiheitliche
Verfassung!
Fazit
Den Autor treibt die Sorge um, dass staatliche Symbolik in die falschen Hände
gerät (so bereits geschehen). Extremisten drohen die Symbole für sich zu
reklamieren. Die breite, demokratisch gesinnte Mehrheit der Bevölkerung ist
geneigt, das kopfschüttelnd zur Kenntnis zu nehmen. Eben ohne darüber
nachzudenken, was Schwarz-Rot-Gold wirklich verkörpern: seit dem 19.
Jahrhundert ist es Wahrzeichen des Liberalismus und des Verfassungspatriotismus.
Genau deshalb trugen die Flaggen des Deutschen Reiches in seinen
imperialistischen und nationalistischen Epochen andere Farben; seine Herrscher
lehnten Schwarz-Rot-Gold prinzipiell ab.
Es ist in Vergessenheit geraten, was unsere Nationalfarben wirklich
repräsentieren. Gefährlicher noch: extreme Strömungen be-nutzen unsere
Symbole für ihre Zwecke. Ein Negativtrend, der dem entgegenläuft was diese
-unsere- Farben von Beginn an verkörpern! Wenn auch in Zeiten der Pandemie eher
ein Randthema, allerdings eines, das es lohnt, sich damit zu beschäftigen und
sachlich-nüchtern darüber nachzudenken. Die Erkenntnisse des Buches bieten
dafür eine solide Grundlage!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 30. März 2021 2021-03-30 21:35:44