Eine etwas andere "Pilgerhaltung"
Dürre Schultern, schlaksig, Trageriemen, die einschneiden, weil es ungewohnt
ist, einen mittelschweren Rucksack über längere Strecken zu tragen und dann
noch ein Baum, der so unglücklich auf den Weg gestürzt ist, dass der arme
Pilger klettern muss. So trifft der Leser gleich zu Beginn Busemann auf seinem
Weg nach Assisi ETA in Höhe Sannt'Ellero an. Und mit der Situation, dem
überaus legeren Tonfall und dem leichten Selbstmitleid ist schon der Ton für
den ganzen Erlebnisbericht besetzt. Locker, humorvoll, sich selbst auf die
Schippe nehmend, das Ganze nicht so esoterisch und innerlich tief bewegt ernst
nehmen und doch "auf dem Weg stärker werden", dass ist, woran der
Leser nun ein stückweise mit teilnehmen kann.
"Ich fühle mich wie eine sakrale Heldenfigur im Indiana Jones Stil"
– Der Pilger-Busi und das Geheimnis des Bäumlings".
So schlimm wird es dann doch nicht werden, aber dennoch interessant vor allem,
wie sich im Lauf der Tage und des Wegs auch ein innerer Weg entfaltet. Die
Tätigkeit des Pilgerns, das Gehen, scheint an sich bereits zu wirken, auch ohne
das Ganze von Beginn an bierernst in Angriff zu nehmen. Denn tatsächlich, und
das erinnert ein wenig an einen anderen, prominenten Pilger von vor einigen
Jahren, wie bei Hape Kerkeling sind es "Ausfallerscheinungen",
Panikattacken, Leere, ständige Müdigkeit, die bei Busemann den klaren Gedanken
festsetzten: Es muss etwas passieren!
Also folgt Busemann dem Rat der Medizin, trotz ständiger "Projekte"
im Hamsterrad der Selbstständigkeit, eine Auszeit zu nehmen. Was im Übrigen,
wie bei vielen, nicht direkt zum Pilgern führt. Supervision, Hypnotherapie,
erst mal alles angehen, was den Trott eben nicht nachhaltig unterbricht. Um
dann, irgendwann doch, zu merken, es braucht etwas anderes. Ein Erlebnis, nicht
neue Gedanken. Die sollen über das Erlebnis eher kommen. Und so geschieht es
tatsächlich. Wie aber, das kann der Leser entspannt und breit erzählt
nachvollziehen durch die Lektüre und erfährt auch so manches an persönlichem
Hintergrund aus der Biographie Busemanns, das vieles an persönlicher Haltung,
Möglichkeiten, aber auch Schwierigkeiten verständlich macht.
Fazit
Durchaus und vor allem aber, ohne die Langeweile auf dem Weg und die Unlust zu
verschweigen an manchen Stellen, motiviert das Buch eindeutig, die eigenen
"Wege" auch mal zu überprüfen und vielleicht andere, neue Wege
erproben zu wollen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 26. März 2021 2021-03-26 14:22:40