Die Hamburger Kriminalkommissarin Bette Hansen wurde mitten in einem
spektakulären Mordfall dienstunfähig, der bis heute ungelöst ist. Der Umzug
in ihr reetgedecktes Elternhaus an der Elbe scheint sie gerade wieder mit der
Welt zu versöhnen. In vertrauter Umgebung ist Bette ihre schwere Narkolepsie
etwas weniger peinlich; denn in Ochsenwerder kennt sie jeder. Bette darf wegen
ihrer Krankheit nicht mehr Autofahren und ist auf dem Land deshalb auf Hilfe
angewiesen. Mit Rat und Tat ihres direkten Nachbarn könnte sie hier endlich das
stressarme Leben führen, dass ihr Arzt ihr schon immer gepredigt hat. Als Bette
im verwilderten Garten ein Holzscheit mit einer eingeritzten Pilgermuschel
findet, hat sie ihren ungelösten Fall sofort wieder vor Augen. Damals starben
zwei Menschen in der Nähe eines Hochsitzes und der Tatort wurde ebenfalls mit
einer Pilgermuschel markiert. Als erfahrene Ermittlerin mit Profiler-Kompetenzen
ist Bette sofort klar, dass der Täter sie beobachtet und ihr das Muschelsymbol
als Botschaft hinterlassen hat. Außer ihm und den Ermittlern kann niemand von
der Muschel wissen. Weiß Bette etwas, das den Täter überführen könnte?
Mit wechselndem Focus erzählt Nora Luttmer von der pensionierten Kommissarin,
ihren Nachbarn, sowie von der jungen Hannah aus dem Hamburger Schanzenviertel,
die ehrenamtlich einen Bücherbus durch die Vier- und Marschlande fährt und die
Gelegenheit nutzt, um in einem Seitenarm der Elbe zu schwimmen. Hannah und ihr
Bruder Paul wurden schon als Kinder von ihrer Mutter verlassen und leben seitdem
zusammen.
Während der Täter Bette immer näher zu kommen scheint, nimmt sie trotz ihrer
belastenden Krankheit die Ermittlungen in ihrem Altfall wieder auf. Irgendein
Motiv für die Tat muss doch zu finden sein. Für ihre Ex-Kollegen ist es sicher
keine reine Freunde, wenn die pensionierte Kollegin die Fallakte wieder öffnet.
Relativ früh vermutet man als Leser, wer der Muschelmörder sein könnte; die
Person verrät sich jedoch noch lange nicht. Während sich das Netz um Bette
immer bedrohlicher zusammenzieht, ist erst noch einigen Verwicklungen zu folgen.
Fazit
Nora Luttmers origineller Fall spielt vor dem Hintergrund des G20-Gipfels und
überzeugt neben vielen differenziert angelegten Figuren vor allem mit der
Atmosphäre der Marschlandschaft und dem beschaulichen Blick der Protagonisten
auf die Elbe. Am liebsten hätte ich sofort die Tasche gepackt und wäre an die
Dove-Elbe gefahren.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 25. März 2021 2021-03-25 08:45:45