Kein Weiß deckt ewig solche Schuld.
Dichte weiße Flocken fielen auf Dresden. Es war Weihnachten und eine
Schneedecke hüllte alles in einen romantischen Mantel der festlichen Erwartung.
Gnädig legte sich diese unschuldig-weiße Pracht auch über ein Auto, in dem
ein grausames Verbrechen stattgefunden hatte, das erst entdeckt wurde als das
Leichentuch, das die Natur darüber gebreitet hatte, dem Tauwetter zum Opfer
fiel. Der Besitzer des Wagens, Burkhard Eichler, saß zusammengesunken, mit
aufgeschlitzter Kehle und ausgeblutet wie ein geschlachtetes Schwein im Auto.
Das Ermittlerteam des Kriminalrats Haupt, die Oberkommissarin Sandra König und
Hauptkommissarin Karin Wolf, begannen den Fall zu recherchieren und versuchten,
sich ein Bild des Getöteten zu machen. Ein beliebter Zeitgenosse war er wohl
eher nicht, weder bei seinen Kollegen oder Vorgesetzten noch brachte ihm seine
Familie soviel Gefühl entgegen, dass sein Tod sie zu erschrecken oder traurig
zu machen schien. Doch wer konnte ihn mit soviel Hass verfolgen, dass er ihn auf
diese brutale Art hingeschlachtet hatte?
Mitten in diese schwierige Ermittlung hinein trifft Karin Wolf eine entsetzliche
Nachricht: René Witkowski, ein Verbrecher, den sie unter Lebensgefahr vor in
paar Jahren in die JVA gebracht hatte, war auf einem Krankentransport seinen
Bewachern entkommen und befand sich auf freiem Fuß. Wer miterlebt hatte, mit
welchem Hass Witkowski damals geschworen hatte, sich einmal an der
"Bullen-Schlampe" rächen zu wollen, der wusste, dass der Mann, der in
seinen Kreisen nicht grundlos "das Krokodil" genannt wurde, stark und
gerissen genug war, Karin auf gemeinste Art zu töten und seinen perversen Spaß
dabei haben wollte.
Eine nahezu ausweglose Situation, der die junge Kommissarin die Stirn bieten
musste, eine Aufgabe, die sie nur mit ihrer Kollegin Sandra König bewältigen
konnte, mit der sie eine intensive Beziehung verband, aus der sie Kraft und
Sicherheit schöpfen konnte. Wird Witkowskis Hass zu bezwingen sein? Kann Karin
dem raffinierten Plan des Ungeheuers zuvorkommen, ihn zu Fall bringen und die
"Wolfsjagd" für sich entscheiden oder würde das Böse siegen, wie so
häufig im Leben?
Andreas Sturm hat wieder einmal einen rasanten Krimi geschrieben. Sein starkes
Frauen-Duo agiert in bekannter Weise recht resolut und selbstbewusst, aber auch
ebenso gefühlsintensiv und sensibel. Immer noch nicht ganz ausgewogen in der
eigenen Beziehung zueinander und doch von Zuneigung geleitet, macht auch dieser
persönliche Status den beiden Kommissarinnen noch zu schaffen. Ihren Job
erledigen die beiden engagiert und erfolgreich, manchmal ein bisschen waghalsig,
was man vor allen Dingen Karin nachsagen könnte, aber letztendlich gefällt uns
ja die Courage, die hier Stellung gegen das Böse bezieht.
Der Stil des Autors ist flüssig und wortgewandt, der Spannungsbogen ist
ordentlich straff gehalten und bekommt genug Impulse während des Buchverlaufs.
Insgesamt gesehen hat man mit diesem Dresden-Krimi eine empfehlenswerte Lektüre
in der Hand, die trotz kriminalistischer Anspannung entspannende Lesestunden
garantiert und ihre Sterne redlich verdient hat.
Fazit
Intelligenter, spannender Krimi mit einem engagierten, weiblichen
Ermittler-Team.
Vorgeschlagen von brillenbaby
[Profil]
veröffentlicht am 14. August 2014 2014-08-14 09:27:12