Gestaltung des "Begegnungsraumes"
Das die Philosophie des Zen und die Methoden zur kontemplativen Haltung durchaus
mit einem Coaching oder einer Beratung einhergehen können (und das sogar
Besten), liegt auf der Hand, wenn man sich mit den Haltungen beider Situationen
beschäftigt.
Achtsamkeit; sich selbst gewahr werden, Ruhe hineinbringen, ein stückweit in
Distanz zum Alltag und den "Gedankenkreiseln" gehen, körperlich
werden, einen "Zwischenraum" bauen und gestalten, all das sind
Momente, die vielleicht in der systemischen Therapie und dem Zen unter
Umständen andere Begrifflichkeiten finden, in der Sache aber sehr nahe
beieinander liegen. Und auch wenn zunächst konzeptionelle Grenzen
überschritten werden und etwas Zusammengedacht wird, das bereits seine je
eigene Geschichte erlebt hat, gelingt Michael Rautenberg in seinem Werk eine
überzeugende Darlegung der "Schnittmengen" beider Herangehensweisen
an das Leben und dessen Aufgaben und Hindernisse und somit am Ende der Lektüre
eine fast natürlich und genuine Verbindung zwischen systemischem Coaching und
Zen.
Da, wo in einer Kommunikation der Beratung und der Problemlösung echte
Zuwendung und Hinwendung geschieht und spürbar wird, da entfaltet sich der
Prozess der Selbstexploration des Klienten ebenfalls am besten. Das hat schon
Carl Rogers untersucht und festgestellt, das ist in der systemischen Beratung
und im Zen nicht anders. Dennoch wirkt es zunächst etwas befremdlich, wie
leicht Rautenberg der Spagat zwischen eher philosophischer Haltung und
praktischer Beratung fällt. Wobei sich Seite für Seite das Ziel des Werkes,
die Erläuterung einer besonderen "Facette" im Beratungsgeschehen, die
nun die dialogische Philosophie mit der Systemtheorie zusammenführt.
"Damit entsteht ein Ansatz, der nicht in erster Linie psychotherapeutisch
begründet ist" oder, etwas anderes ausgedrückt, es geht um ein
"Loslassen" (althergebrachter Glaubenssätze wie routinierter
Methoden), um "einer neuen Qualität des Sich-Einlassen willen".
Und Rautenberg geht dem, für den Leser, gründlich nach. So legt er im ersten
teil seien "Quellen", die Traditionen, Haltungen und Methoden, aus
denen er schöpft, offen, um dann überzugehen in den zweiten und Hauptteil des
Werkes, in dem fundiert, teils kleinteilig, immer aber verständlich die
Zusammenhänge zwischen Zen und systemischem Coaching benannt werden (Training
der praktischen Haltung, Ich-Identität als "Sackgasse" persönlicher
Entwicklungen; oder ein klares "Lass bloß los" mitsamt Verbindungen
zum "Unmittelbaren" oder zum "Absurden und das Jetzt" bis
hin zur "Ruhe des Geistes" und anderen wesentlichen Eckpfeilern dieser
Verbindung zweier Disziplinen).
Wie sich dies dann praktisch umsetzt in konkreten Beziehungen, davon kündet der
dritte Teil des Werks und löst den ein und anderen "Aha-effekt"
bestens aus, bis im vierten und abschließenden Teil des Werkes konkrete
Möglichkeiten der praktischen Umsetzung vorgelegt werden.
Fazit
Im Gesamten verstärkt sich das Interesse beim Leser immer mehr, gerade weil
Rautenberg über ein gerütteltes Maß an praktischen Erfahrungen im Feld
bereits verfügt und damit spielerisch leicht Methoden, Instrumente und die
Haltung des Zen (aber auch die des Coach) überzeugend zusammenführt.
Eine interessante, rundweg zu empfehlende, Neues aufzeigende und praktisch
motivierende Darlegung, die jede Seite lohnt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 11. März 2021 2021-03-11 16:47:16