Harry Hole auswärts
Nicht, dass er noch einen Ruf zu verlieren Hätte. Harry Hole ist in breiter
Runde doch ein ziemliches stückweit "unten durch". Alkohol, Zynismus,
vielleicht auch einfach, weil er keinen sonderlichen Wert darauf legt, was die
Kollegen und Vorgesetzten von ihm noch halten mögen. Er hat privat einiges
Hartes zu verdauen und mehr gäbe es nicht zu sagen. Wenn nicht im fernen
Thailand ein unangenehmer Todesfall mit diplomatischen Verwicklungen gerade
geschehen wäre und wenn nicht genau sein Name fallen würde, sich um diese
Sache gründlich und diskret zu kümmern. Und, unbeschadet des allgemeinen
Zustandes, ermitteln geht immer. Ob diskret ist natürlich bei Harry Hole dann
immer noch eine andere Frage.
Atle Molnes, der norwegische Botschafter in Thailand, hat wohl eine besondere
Sorte an Vergnügen nicht ohne ein Messer im Rücken überstanden. Heißt, gar
nicht überstanden. Und was nach einem zwar Fehltritt, aber einigermaßen im
Rahmen noch zunächst aussieht, entpuppt sich, langsam erst und nur mit
Andeutungen versehen, als eine überaus schmierige Angelegenheit, in der
Gefahren, Interessen, Unapettitliches lauert. Da ist diese eine Kakerlake, der
Hole an einem bestimmen Punkt in seiner Unterkunft zuschaut, fast noch eine
Schönheit gegen.
"Atle war der beste Vater der Welt".
Was aber auch andere Hintergründe haben könnte als eine einfach gedachte
Zuwendung zu schutzbedürftigen jungen Menschen. Schwant Harry Hole, der sich
ansonsten in ein diffuses Beziehungsgeflecht vor Ort begibt, dass auch für ich
selbst lange Zeit wenig durchschaubar ist. Für den Elser im Übrigen auch über
ebenso lange Zeit, was hier und da dazu führen kann, den Faden in den Gassen
und Straßen Thailands gleich mit zu verlieren, zurückzublättern um wieder
gewahr zu werden, welchen Strang der Ermittlungen Hole gerade aktuell genau
verfolgt. Wobei die Person des Ermittlers weiterhin interessant, durchaus
vielschichtig und in seiner Art spannend und anregend von Nesbo entfaltet wird,
Thailand und dieser Fall selbst aber erst zum Ende hin Fahrt aufnehmen und
einiges an Spannung in den Raum der Seiten setzt.
Fazit
Wobei dann eben das Ende für vieles an langsamer und teils unübersichtlicher
Entwicklung des Falles entschädigt. Hart, blutig, spannend in den einzelnen
Schritten und durchaus noch mit Überraschungen hier und da versehen lohnt dann
der Weg durch die halbseiden, dreckig und gefährlich dargestellten Straßen
Bangkogs dann doch.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 12. Februar 2021 2021-02-12 13:00:33