Ein breit aufgestelltes Team von Autor*innen des Spiegel berichten über den
Werdegang der Pandemie rund um COVID-19. Das Buch erscheint just zu einer Zeit,
in der das Thema neue Relevanz bekommen hat und stark zunehmend den Alltag der
Bürger*innen beherrscht. Ohne den Blick ins Ausland (insbesondere der
EU-Partnerstaaten) zu vergessen, fokussieren die Autoren ihren Blick auf die
Situation in Deutschland.
Inhaltlich wird ein großes Feld, chronologisch wie sachbezogen beleuchtet und
beschrieben. Ziviler Katastrophenschutz und sein Schattendasein in einer
unbekümmerten und friedlichen Welt hatten den Blick auf notwendige
Vorsorgemaßnahmen getrübt. Und als klar und sichtbar wurde, dass sich das
Corona-Virus rasch verbreitet und aufgrund der Globalisierung zusehends zu einer
Pandemie entwickelte, entstand Hektik. Rasches und entschiedenes Handeln war
angesagt. Gesellschaft und Politik sahen sich mit einem Male einer bedrohlichen
Situation gegenüber. Aktionen und Reaktionen der unterschiedlichen relevanten
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Gruppierungen werden im
vorliegenden Buch beleuchtet, ebenso wie das damit zusammenhängende Empfinden
in der Bevölkerung.
Fazit
Schicksalhafter hätte der Erscheinungstermin des Buches von Hickmann/Knobbe und
Medick (Herausgeber) nicht sein können. Am Erscheinungstag tritt ein zweiter
Lockdown, als sogenannter "Lockdown light" bezeichnet, in Kraft. Im
Buch selbst geht es um die Entwicklung bis zum ersten Lockdown im Frühjahr;
seine Erscheinungsform und seine möglichen Konsequenzen werden in Form
chronologisch geordneter Agenturmeldungen dargeboten.
Sachlich-nüchterne Darstellungen der Ereignisse, der Maßnahmen und die
Reaktionen hierauf, sowie der Blick nach vorn auf die Konsequenzen, bieten einen
sehr guten Überblick in interessanter und gut lesbarer Form geschrieben. Die
Autoren halten sich mit einer Kommentierungen nicht zurück. Diese Vermischung
von neutraler Information und Kommentar beleben die Inhalte und sorgen für
Spannung. Spannung einerseits, bringen aber eben auch den Nachteil der
Vermischung objektiver und subjektiver Elemente in einem Text mit sich. Das kann
beim kritischen Lesen auch schon mal zu "Bauchgrummeln" führen. Das
gilt übrigens auch für den -journalistisch gut geschriebenen- Epilog. Der
Blick aus der gegenwärtigen Perspektive und die Kommentierung dessen, was man
eigentlich alles hätte wissen können und müssen...
Ein positiv-kritisch geschriebenes Buch, bei dem die Autoren nicht nur den
Finger in die zweifelsfrei vorhandenen Wunden legen, sondern aus meiner Sicht
manchmal auch wenig zu lange darin verbleiben. Den insgesamt positiven
Gesamteindruck beeinträchtigt das allerdings wenig.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 22. November 2020 2020-11-22 12:02:31