Viktor Frankenstein ist dabei, einen Weg zu finden, um künstliches Fleisch zu
erschaffen. Ein Meilenstein für die Arbeit des Zirkels der Sieben. Da ereilt
ihm eine Botschaft von seinem Vater, der ihn unverzüglich bittet, nach Hause zu
kommen. Allerdings ahnt Viktor nicht, was ihn dort erwartet.
Wie in anderen Hörspielrezensionen bereits gesagt, hat es der Hörspielherbst
in diesem Jahr in sich. Maritim legt drei neue Serien vor, die allesamt im
Serienkosmos der Erfolgsreihen um Oscar Wilde oder Phileas Fogg angesiedelt
sind. Nach dem eher zurückhaltenden Auftakt mit "Moriarty" und dem
gelungenen Start von "Dracula" geht jetzt also Viktor Frankenstein in
Serie, der vor allem in den neuen Abenteuern des Phileas Fogg mehrfach sehr
stimmige Auftritte hatte. Und von diesen drei Serien legt Frankenstein den
besten Start vor.
Eingebettet in eine düstere, sich kontinuierlich steigende Handlung wird aus
dem vermeintlich bösen Viktor Frankenstein hier eine getriebene Figur. Dabei
hat man in "Am Abgrund der Nacht" bekannte Hintergründe der
Originalgeschichte mit einem neuen Plot vermischt, der insbesondere zum Ende
dramatisch spannend wird und der vor allem durchbringen überraschendes,
packendes und gleichwohl aufwühlendes Finale überzeugen kann. Hier macht
Maritim von der ersten Folge an alles richtig.
Dies trifft auch auf die akustische Umsetzung zu. Ein fast kinoreifer
Soundtrack, der für eine passende Stimmung sorgt, unterstützt eine wahrlich
brillante Geräuschkulisse, die eindrucksvoll sämtliche Szenen untermauert.
Egal ob eine verunfallende Kutsche oder eine Operation, die Viktor Frankenstein
vornehmen muss. Der Hörer ist stets auf der Höhe des Geschehens. Das trifft
vor allem auch für die Sprecher zu. Dietmar Wunder war ja bereits in vielen
Rollen zu hören und hat mit seinen Auftritten bei den Phileas Fogg-Geschichten
schon beeindrucken können. Doch was er hier als Viktor Frankenstein abliefert,
ist wirklich phantastisch. Die Wandlungsfähigkeit seiner Stimme, die auch
smarte Helden wie James Bond oder John Sinclair spricht, ist einfach
unglaublich. Nicht minder erwähnenswert ist die Leistung von Jürgen Thormann,
als Viktors Vater Baron Frankenstein. Allein die Szenen, in denen Vater und Sohn
zu hören sind, rechtfertigen den Erwerb dieses Hörspiels. Doch auch die
weibliche Sprecherriege ist mit Maria Koschny, Liane Rudolph und Magdalena
Höfner ganz ausgezeichnet besetzt.
Fazit
"Am Abgrund der Nacht" ist ein Auftakt, wie er besser nicht sein kann.
Der Hörer kann an der Figur des Viktor Frankenstein neue Nuancen erkennen und
bekommt eine düstere, atmosphärisch dichte Story, die überaus spannend ist.
Die einzelnen Charaktere sind bestens herausgearbeitet und mit der Länge von
fast achtzig Minuten gibt es hier einen Spielfilm für die Ohren. Egal ob man
die bisherigen Auftritte von Viktor Frankenstein kennt oder gänzlich neu
einsteigt: Dieser Auftakt lohnt allemal und macht ausgesprochen neugierig, wie
dieser begonnene Plot fortgesetzt wird.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 01. November 2020 2020-11-01 16:26:53