Jonathan Harker leidet, seitdem er Dracula getötet hat, unter einer
Veränderung und bittet daher seinen Freund, den Arzt Dr. Ryan, um Hilfe, der
sich auf die Erforschung des menschlichen Blutes spezialisiert hat. Unterdessen
wird auch Mina Harker, die inzwischen in Frankreich lebt, von unheimlichen
Alpträumen heimgesucht, in denen immer wieder ein Mann auftaucht: Dracula. Sie
begibt sich nach Amsterdam, um dort Abraham van Helsing zu treffen. Gemeinsam
reisen sie nach England, um Jonathan zu besuchen, wo sich die Ereignisse
überschlagen haben, denn Dracula lebt tatsächlich und will die
Forschungsergebnisse von Dr. Ryan in seinen Besitz bekommen. Und dazu ist ihm
jedes Mittel recht.
Dieser Hörspielherbst wird interessant, da allein vom Label Maritim drei neue
Serien an den Start gehen, die zudem alle im Serienkosmos von Oscar Wilde und
Mycroft Holmes oder Jules Verne angesiedelt sind. Nachdem der Auftakt von
"Moriarty" nicht ganz meinen Erwartungen entsprochen hat, war ich nun
auf den Anfang von "Dracula und der Zirkel der Sieben" gespannt. Und
hier hat man alles richtig gemacht.
Nach einem wirklich stimmungsvollen Prolog setzt die eigentliche Handlung nach
der ursprünglichen Geschichte Bram Stoker ein. Ein kluger Schachzug, der mehr
als genug Freiheiten lässt, um einen eigenen Plot zu entwickeln. Und genau das
wird hier gemacht. Die Handlungsstränge von Dracula, Jonathan, Mina und Abraham
van Helsing müssen sich erst finden, wodurch man am Anfang gezwungen ist,
aufmerksam zuzuhören. Doch das macht man ausgesprochen gerne, da hier eine
spannende Geschichte erzählt wird. Im Gegensatz zur ersten Folge von
"Moriarty". Die viel zu sehr nach Sherlock Holmes klang und wenig
Eigenständigkeit besaß, hat man sich hier gleich auf den eigenen Kosmos
konzentriert. Dies steigert sich in weiteren Verlauf noch und gipfelt in ein
packendes Finale, dass mit einem doppelten Cliffhanger begeistern kann. Zum
einen wird der Boden für die nächste Folge bereitet, zum anderen trifft man
auf den dritten Darsteller, der eine eigene Serie bekommt und der ebenfalls
Oscar Wilde und Mycroft Holmes das Leben schwer gemacht hat: Viktor
Frankenstein.
Auch akustisch kann "Erbe des Bösen" punkten. Musik und
Geräuschkulisse sind klasse und sorgen für die richtige Atmosphäre. Die
Sprecher sind ebenfalls ein Genuss: Allen voran Torsten Michaelis, der bereits
bei seinen Auftritten in "Wildes & Holmes" für Gänsehautmomente
gesorgt hat. Er ist wirklich der personifizierte Dracula. Doch auch Martin
Sabel, Ilona Otto oder Marc Schülert liefern hier ab. Und am Ende hat dann noch
Dietmar Wunder seinen gelungenen Gastauftritt als Viktor Frankenstein.
Fazit
Der Auftakt von "Dracula und der Zirkel der Sieben" ist ein voller
Erfolg. Ein spannender, eigenständiger Plot, der leicht die übergeordnete
Rahmenhandlung berührt, tolle Sprecher und eine gelungene Akustik - so muss ein
neuer Serienauftakt sein. Ich bin sehr gespannt, wie es mit Dracula weitergeht.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 11. Oktober 2020 2020-10-11 16:44:46