Hintersinnig und anregend verfasst
Ein klares Thema setzt Marrs zunächst in den Vordergrund, eine Welt voller
autonomer Automobile ist im Buch in Großbritannien bereits Realität geworden.
Wobei Marrs im Hintergrund natürlich nicht versäumt, auch einen Blick auf die
"Netzwerke der Macht und des Geldes" hinter den Kulissen zu werfen.
Wenn man zum Ende hinschaut, wie diese Marktbeherrschung solcher Automobile
zustande gekommen ist, wer daran beteiligt war, wer zur Seite geschoben wurde
und wie das alles nach der Lösung der konkreten Probleme im Werk dann sich
wieder neu erfinden werden wird. Es zumindest in einem "Weiter so"
gerne tun würde.
Bis dahin aber finden sich zunächst acht sehr verschiedene Passagiere in ihren
Autos wieder, und werden quasi vom Auto gekidnapped. Und das nicht zum
Vergnügen, sondern in dem Wissen, nur wenige Zeit später ermordet zu
werden.
Das ist der Plan, der ja einen Grund haben muss. Der sich erst langsam
erschließt. Der dem Leser zunächst die Personen einerseits vorstellt und ihre
privaten und persönlichen Irrungen und Wirrungen, der auf der anderen Seite
auch "Spielregeln" verfolgt, mit denen sich die Task Force der
Regierung angesichts der Bedrohung für die Passagiere auseinanderzusetzen hat.
Bis hin zur Öffentlichkeit in den social media, die ein gewichtiges Wort
mitzusprechen hat, wer Überleben darf und wer nicht.
Alles also, was die moderne Welt gerade ausmacht und bewegt, kommt weitgehend
vor. Rasanter technischer Fortschritt, massive finanzielle Interessen,
persönliche Verfehlungen, die man eigentlich geheim halten wollte, das
Offenliegen auch intimer privater Daten in der digitalen Welt, Intrigen und
Liebe. Mit sehr überraschenden Wendungen, wer auf welcher Seite beteiligt ist
und wie leicht es sein kann, dass sich die schöne, neue, digitale Welt gegen
ihre Nutzer und, teils, gegen ihre Erfinder richten kann.
Wobei Marrs ein durchgehendes und gut zu verfolgendes Tempo vorlegt. Sobald eine
Ermüdung im Eintauche in die Charaktere der Geschichte drohen könnte, wechselt
Marrs elegant je die Perspektive, streut Action und neue Wendungen ein und
bietet so am Ende ein Gesamtbild aus vielen einzelnen Perspektiven mit einem
Toten in einem Kofferraum, einem Ehemann, der seine Finger hier und da an Kinder
legt und einer Frau, die gar nicht genau weiß, warum sie ausgewählt wurde für
die Task Force und doch dort den zentralen Angelpunkt darstellen wird. Mit einem
der Passagiere zusammen. Eine mögliche Beziehung allerdings, die sich im Lauf
der Ereignisse ebenfalls mit überraschenden Erkenntnissen noch wandeln wird.
Fazit
Alles in allem eine thematisch und in ihrer Umsetzung anregende, teils
spannende, auf jeden Fall unterhaltende Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 16. August 2020 2020-08-16 13:13:35