Reise in die traumatische Kindheit
Eigentlich hat die toughe, aber seelisch seit ihrer Kindheit traumatisierte FBI
Agentin Atlee Pine frei. Bisschen überdreht bei einer Festnahme, bisschen mit
den Nerven runter, vor allem aber aufgewühlt durch ihre Besuche bei einem der
schlimmsten Serienmörder der USA im Hochsicherheitsgefängnis. Den sie stark im
Verdacht hat, ihre Zwillingsschwester damals, als Atlee noch ein Kind war, aus
dem gemeinsamen Zimmer im elterlichen Hau in diesem gottverlassenen Kaff geraubt
zu haben. Und getötet. Aber eine Leiche der Schwester ist bis heute, Jahrzehnte
später, nicht aufgetaucht. Atlee spürt, dieses Rätsel muss langsam gelöst
werden, dringend, damit sie ihr Leben einigermaßen wieder in ruhige Bahnen
lenken kann.
Dass sich die Büroleiterin Carol Blum nicht abhalten lässt, ihr in dieser Zeit
am Ort ihres Aufwachsens zur Seite zur stehen, möchte Atlee zunächst nicht,
wird aber im Lauf der Ereignisse noch sehr dankbar dafür sein. Denn nicht nur,
dass, kaum hat sie den Ort wieder betreten, eine Leiche aufgefunden wird, nicht
nur, dass Atlee sich bereit erklärt, mit dem örtlichen Leiter der Ermittlungen
zusammenzuarbeiten, auch was das Verschwinden ihrer Schwester Mercy angeht,
scheint es, dass der ein oder andere Bewohner und ehemals Vertraute ihrer Eltern
einiges zu verbergen hat. Ob reich ob arm, vor Ort bestehen hintergründige
Verbindungen und alte Geheimnisse, die mehr und mehr auch für Atlee zur Gefahr
werden.
Doch wie könnte das sein, dass "neue" Morde mit einem "alten
Fall" zusammenhängen, der um einen sicher Inhaftierten Verbrecher kreisen?
Oder ist der soziopathische Mörder eine falsche Spur und alles war ganz anders?
Und wo überhaupt ist Atlees Mutter abgeblieben, die eines Tages aus ihrem Leben
einfach verschwunden ist? Fragen über Fragen, die sich kreuzen, verbinden,
voneinander lösen und mit durchaus überraschenden Wendungen zum Ende hin
aufwarten.
"Warum? Es hat ja wohl kaum etwas damit zu tun, was vor dreißig Jahren
passiert ist".
So schallt es Atlee an vielen Orten entgegen, wenn Sie ihre Fragen stellt. Und
doch finden sich Verbindungen von "neuen" Toten zu "alten"
Verbrechen, von bestimmten Filmen zu jenem was die Person des obigen Zitats
dringend nicht zeigen möchte.
Fazit
Das alles in klarer und eher einfacher Sprache gehalten, bringt Baldacci zwar
nicht immer realitätsnah und hier und da ein wenig konstruiert auf den Weg,
hält dabei aber ein stringentes Tempo ein, dass den Leser Seite für Seite mit
auf die Reise in die Vergangenheit nimmt und versteht es durchaus, an den
richtigen Momenten die passende Portion Spannung zu setzen.
Dass der Band mit einem Cliffhanger endet und so manche Fragen noch nicht
beantwortet werden, erscheint am Ende logisch, sieht man den roten Faden der
Geschichten um Atlee Pi8ine herum, bei denen je ein konkreter Fall zwar in sich
abgeschlossen vorliegt, die "Reise zu sich selbst" und zur Klärung
der damaligen Kindheitsereignisse den Leser aber sicher noch in einigen
zukünftigen Bänden begleiten wird,
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 16. August 2020 2020-08-16 12:58:05