Mit Ausnahme eines kurzen Zeitraums (1954-1957) wurde der Freistaat stets durch
eine CSU-geführte Regierung politisch dominiert. Das 75-jährige Jubiläum der
Christsozialen und die aufgeführte politische Dominanz, sind Grund genug für
eine kritische Würdigung eine besonderen, einer speziellen Partei. Autor Roman
Deininger (Journalist der Süddeutschen Zeitung) nimmt sich dieser Aufgabe im
vorliegenden Buch an.
Die gegenwärtige Situation der Christlich-Sozialen Union in Bayern (CSU)
stellen den Ausgangs- und Schlusspunkt der Betrachtungen im vorliegenden Buch
dar. Quo vadis CSU? (Noch) Volkspartei, mittlerweile in einer
Koalitionsregierung mit den Freien Wählern, eine ungeahnte Abwärtstendenz in
der Wählergunst und der neue starke Mann, Markus Söder - was muss sich
ändern? Muss sich die CSU neu erfinden, oder vielleicht einfach "back to
the roots"?
Deininger nähert sich dem Thema an, indem er zunächst auf die Geschichte der
CSU näher eingeht, bevor er die zweifelsfrei dominante Stellung der CSU in
Bayern von Beginn an verdeutlicht, aber auch kritisch unter die Lupe nimmt. Als
traditionelle Partei spiel(t)en die "starken Männer", sprich die
Parteivorsitzenden, eine besondere Rolle. Franz-Josef Strauß gilt dabei als
"Übervater" - gibt es mit Markus Söder nun einen neuen "großen
Vorsitzenden"?
Zweifelsfrei ist die CSU eine regional verankerte Partei, allerdings mit großer
Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus. Die Fraktionsgemeinschaft mit
der CDU im Bund verleiht der CSU geradezu eine Ausnahmestellung in der deutschen
Parteienlandschaft. Ihr eigener und der Bekanntheitsgrad der jeweiligen
Ministerpräsidenten, gekoppelt mit dem hohen Lebensstandard in Bayern, machen
Partei und deren führende Repräsentanten zu international geachteten
Gesprächspartner in der EU und auch in der gesamten Welt.
Bleibt die Frage: wie wird es weitergehen? Findet die CSU zu alter Stärke
zurück als Volkspartei, die häufig mit absoluter Mehrheit regieren konnte,
oder folgt sie dem Trend anderer (ehemaliger) Volksparteien und muss sich auf
aktuelle Trends (Regierung vielleicht, und wenn ja, dann nur mit
Koalitionspartner) einrichten? Sichtweisen aus den eigenen Reihen der CSU, aber
auch der politischen Konkurrenz werfen Schlaglichter auf diese Frage.
Fazit
Gleich wie man die Politik der CSU finden mag. Dem Autoren darf man für seine
hochinteressanten, locker-leicht formulierten Inhalte nur gratulieren. Er
beherrscht sein journalistisches Handwerk, spielt mit Nähe und Distanz,
Beachtung und Verwunderung und bleibt hierbei stets objektiv, und das ohne
Langatmigkeit oder gar Langeweile aufkommen zu lassen. Somit ein Buch, das alle
politisch Interessierten (auch außerhalb Bayerns) mit großer Freude lesen
werden. Informationsgewinn und Gelegenheit des Hinterfragens garantiert!
Absolute Leseempfehlung!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 05. August 2020 2020-08-05 07:55:45