An exotischem Ort
Der Osten Europas, nicht immer ist dieser mit dem besten Ruf im Westen versehen.
Zumindest eher öde und langweilig stellt man sich das immer ganz gerne noch vor
im ehemaligen "Ostblock". Immer noch nicht mit gutem oder sehr gutem
Ruf, könnte man sagen. Von der Liebenswürdigkeit der Ortschaften eher zu
Unrecht, von der politischen Lage teilweise sehr zu Recht, von Möglichkeiten
der Spionage, der Korruption und einer gewissen gesellschaftlichen
Undurchsichtigkeit her betrachtet aber eine durchaus treffende Wahl für den
Abschluß der Reihe um Ludwig Licht, selber eher undurchsichtig und auf
verschiedenen Straßenseiten zu Hause. Je nachdem, wer ihn fragt und wer ihn
bezahlt aktuell.
Da hat Ludwig ja schon einiges an Mehrdeutigkeiten, Doppelagentum und
gefahrvollen Situationen hinter sich. Bei denen auch er selbst sich manchmal
feindlich gegenübersteht, schaut man auf seine Suchtgeschichte alleine nur. Und
ebenso natürlich, bei seiner "beruflichen" Tätigkeit bleibt das
nicht aus, gibt es Feinde. Aktuelle Feinde (wie sollte das auch anders sein als
Agent mit kaum verhohlenen Verbindungen zur CIA in einem nicht sonderlich
stabilen Land Georgien und direkterem Umfeld in Tiflis, wo Licht sich aufhält)
und alte Feinde. Nicht wenige alte Feinde.
Doch zunächst muss Licht sich der aktuellen Wirrungen erwehren, weiß von
Beginn an nicht und wird darin weiterhin unsicherer, wer eigentlich Freund und
Feind ist und gerät alsbald in die große Politik mit hinein. Zumindest, was
den Terror der Gegenwart angeht, dann die im Raum stehenden Morde haben einen
klaren Bekenner und werden als politische Vergeltung dargestellt.
"Sie trat einige Schritte vor. Die letzten Worte, die Pavel Gutjjkov in
seinem irdischen Dasein hörte, waren folgende: "Na gut, dann willen wir
mal sehen, ob wir dem Herrn stellvertretenden Minister demonstrieren können,
wie es feigen Küken ergeht"" - "Licht. Kamera.
Schauspiel".
Trocken erzählt Engström, eher kühl, ohne jedoch bei Action Szenen zu viel
Distanz einzunehmen und ohne dass die innere Spannung des Thrillers darunter
leidet. Vor allem dann nicht, als alten, vertraute ehemalige
"Kollegen" Lichts, am Horizont erscheinen und munter mitmischen in den
Wirren in Tiflis. Zunächst auch für Licht eher als Ahnung, dann aber sehr klar
und direkt, so dass Terrorismus, erodierende politische Systeme und der ganz
normale Versuch, irgendwie durch den Alltag zu kommen mehr und mehr hinten
anstehen. Vor allem, wenn man etwas, jemanden hat, für den es sich lohnt, die
Welt vor massiver Zerstörung aus reinem Machtkalkül heraus zu bewahren.
Im Blick auf den durchaus ernsten und Licht unter starken Zeitdruck setzenden
Versuch mancher geheimdienstlicher Kräfte, sich in Georgien überaus
schlagkräftige Waffen zu besorgen, um auf der Welt aber ein nun wirklich
gewichtige Wort mal zu sprechen. Bei denen dann Licht sein gewichtiges Wort
mitsprechen wird.
Fazit
Eine spannende Lektüre um einen Agenten, der auch persönliche Narben in sich
trägt, vor allem aber kein Abstand halten kennt, wenn es gefährlich für die
Welt, für ihn und die Seinen werden wird.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 15. Juli 2020 2020-07-15 10:57:33