Der vorliegende Roman ist ein sogenannter historischer Kriminalroman. Die
Handlung spielt im Deutschland des Jahres 1936 in der Hansestadt Hamburg. Die
kleine Anna Altmann ist zusammen mit ihrem Schulranzen verschwunden. Wird deren
Verschwinden zunächst noch mit einem "Die wird schon wieder
auftauchen." abgetan, so sind die Polizisten bald der Meinung, dass es sich
um eine ernsthafte Entführung handeln könnte. Doch schließlich wird auch
mangels handfester Spuren eine Verbindung zu anderen vermissten Kindern
hergestellt. Einige der zuvor Vermissten waren getötet worden. An diese
drastische Option wollen die Polizisten im Falle Annas gar nicht denken.
Ehlers hat einen packenden Krimi rund um einen tatsächlich geschehenen
Kriminalfall konstruiert. Die Verlagerung ins Jahr 1938 sowie die Überspitzung
und Änderung einiger realer Fakten zugunsten der Dramaturgie sind durchaus
legitim und fördern die Spannung beim Lesen. Dieser Kriminalfall ist allerdings
nicht der einzige spannende Strang in diesem Roman. Schließlich spielt der
Nationalsozialismus eine wichtige Rolle. Denn die adoptierte Tochter des
Polizisten Berger ist zu 3/4 jüdischer Herkunft nach damaliger Definition und
wird von der Verfolgung bedroht. Berger selbst ist Mitglied der NSDAP, ein
Zugeständnis seinerseits, um weiterarbeiten und somit die Familie schützen zu
können. Und auch sein Kollege Richter, Mitglied der SS, sorgt für
Überraschungen.
In der Konstellation der Figuren zeigt der Autor, dass nie immer alles
schwarz-weiß ist, sondern stets Grautöne existieren. Dennoch stellt sich der
Leser ständig die Frage, ob Bergers Tochter vor den Nazis gerettet werden kann
oder nicht. Ehlers hat nicht nur die kriminalistischen Fakten penibel
recherchiert und fantastisch in eine fiktive Handlung umgewandelt, sondern er
hat auch den Geist der damaligen Zeit genau aufgenommen und so wiedergegeben,
wie es hätte sein können.
Fazit
Spannende Unterhaltung mit einer gehörigen Portion Geschichte aus einer Zeit,
in der es in Deutschland sehr düster war.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 11. April 2016 2016-04-11 22:09:10