Zweifelsfrei: wir leben in einer denkwürdigen Zeit. Das Corona-Virus hat
unseren Alltag und mit ihm gute Teile unseres Privatlebens deutlich verändert.
Häufig sprechen (insbesondere politische) Verantwortungsträger von der
größten Herausforderung für die Gesellschaft nach Ende des Zweiten
Weltkriegs. Die Professoren Heiner Fangerau und Alfons Labisch (beides
Mitglieder der renommierten Leopoldina) ordnen im vorliegenden Buch "Pest
und Corona" das Geschehen historisch und medizinisch ein und betrachten die
(Aus-) Wirkungen auf die Gesellschaft.
Zunächst wird die aktuelle Situation beleuchtet, sie führt aktuell zu teils
kontroversen, teils kuriosen gesellschaftlichen Debatten und Betrachtungsweisen.
Sodann greifen die Autoren den Faden auf und ordnen das Geschehen in einen
historischen Kontext ein. Epedemien und Pandemien haben eine -im wahrsten Sinne
des Wortes- lange Geschichte. Ob Pest, Cholera, Typhus, Pocken, Syphillis oder
Ebola. Alle Erkrankungen wirkten sich mit nennenswerten Mortalitätsraten aus
und so blieben auch politisch-gesellschaftliche Reaktionen nicht aus. Immer
wurde, dem jeweiligen Stand des Wissens und der Technik entsprechend, versucht,
der Krankheit Herr zu werden. Neben Betrachtungen zum Einfluss auf die
Bevölkerungen der damaligen (und heutigen) Zeit, entwickeln sie den wachsenden
Kenntnisstand in Medizin und Forschung, der nicht zu jeder Zeit als
tatsächlicher Fortschritt betrachtet wurde. Natürlich werden auch die
aktuellen Massnahmen unter die Lupe genommen und abschließend diskutiert. Was
ist aus den bisherigen Vorgängen und dem hierzu eingeleiteten Vorgehen zu
lernen - wie kann und sollte bei künftigen Pandemien vorgegangen werden?
Fazit
Hohe Fachkompetenz, klare Strukturierung und eine präzise Sprache - das
zeichnet das vorliegende Buch aus und macht es zu einer aktuellen und
hochinteressanten Lektüre zugleich. Erfreulich auch die Seriosität und die
Neutralität, mit der die Autoren sich einem durchaus schwierigen Sachverhalt
nähern, ihn verdeutlichen und erklären, ohne zu indoktrinieren. Der Leser
erhält viele aufschluss- und lehrreiche Informationen als Basis für das
Herausbilden einer eigenen Meinung.
Ich wünschte mir, gerade angesichts der aktuellen politisch und
gesellschaftlich kontroversen Diskussion mehr solcher Informationsquellen, die
zur Versachlichung beitragen und dabei von einer zwar neutralen, aber vor allem
wissenschaftlich abgesicherten Position ausgehen und einer interessierten
Öffentlichkeit die Chance auf Meinungsbildung und seriösem Argumentieren
eröffnen!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 16. Juli 2020 2020-07-16 08:18:33