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Hans W. Giessen, Christian Rink: Migration, Diversität und kulturelle Identitäten

Migration, Diversität und kulturelle Identitäten

von Hans W. Giessen, Christian Rink
Verlag: J.B. Metzler Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-476-04371-9

Preis: 84,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Risiken und Chancen der Diversität

Migrations- und Mobilitätsbewegungen haben in den letzten Jahren zu Hauf stattgefunden, innerhalb und außerhalb der Flüchtlingsströme aus den Krisengebieten der Welt. Auch im Zuge des Zusammenwachsens der EU, der vielfach stattfinden Internationalisierungen und Globalisierungstendenzen der Welt. Mit einer sich entfaltenden Gemengelage, die in durchaus starker Spannung und Reibung steht einerseits zur Notwendigkeit solcher Bewegungen (Facharbeiter, benötigte Arbeitskräfte auf allen Ebenen der Wirtschaft) und ebenfalls kultureller Reibungen und "Gesellschaften in der Gesellschaft", die öffentlich diskutiert und als problematisch wahrgenommen werden. Denn mit den Migrationsbewegungen entsteht eine Diversität in den Gesellschaften der Migrationsziele.

Ein gewichtiger Grund, auch auf dem Hintergrund nicht immer gelingender Integration von Seiten der aufnehmenden Gesellschaften her, sich den entstehenden Grundfragen interdisziplinär zuzuwenden und damit auf Probleme und Aufgaben breiter Natur auch breite Denkanstöße aus vielfachen Disziplinen heraus zu geben. Was dieses Werk durchaus und durchgehend leistet. Und sich dabei am Begriff der "Transkulturalität" entlang bewegt, der als eine Art roter Faden durch die doch sehr unterschiedlichen und nicht in eine einfache Struktur und Ordnung zu bringenden Perspektiven auf Migration und Diversität im Werk erkennbar vorliegt. Ausgehend von der Frage, ob das alte "Kugelmodell" zur Beschreibung nationaler Gesellschaften überhaupt noch zu Grunde gelegt werden kann, ob "die gegenwärtigen Kulturen de facto noch immer wie autonome Kugeln verfasst sind". Eine Antwort, die W. Welsch im Werk grundlegend bereits verneint, der eine weitgehende bereits vorliegende Mischungen und Durchdringungen der Kulturen konstatiert.

"Geflechte und Netze" stellen somit den aktuellen Stand kultureller Realitäten dar, nicht mehr in sich weitgehend homogene, autonome "Kugeln". Netze, die auf den Entwicklungen der Globalisierung und der kapitalistischen, "raffinierten" Ausdifferenzierungen der Wirtschaft beruhen. Eine Entwicklung hin zur Migration, die nicht zuletzt stark auf ökonomischer Abhängigkeit und durchaus auch Elend beruht und in naher Zukunft auch aufgrund der Folgen des Klimawandels an Geschwindigkeit noch rasant zunehmen wird. Eine Tendenz, die beileibe nicht nur die Internationalisierung des Konsums betrifft, sondern "sämtliche kulturellen Dimensionen betrifft". Schon in diesen Grundüberlegungen wird deutlich, dass der gesellschaftliche kulturelle Wandel nicht mehr langsam und "verdaubar" vonstattengeht, sondern sich in massiven Schüben vollzieht, die tatsächlich zunächst bestehende Gesellschaften und deren gewachsene Kultur massiv unter Stress setzen kann und setzt.

Konstruktiv und positiv in diesem Prozess kann zunächst vor allem eines gesetzt werden: "Interne Transkulturalität erleichtert den Umgang mit externer Transkulturalität". Mit der möglichen konstruktiven Folge, individuell auf Individuen zu reagieren und nicht bereits von Beginn an in Engführungen durch nationalistische Zuschreibungen zu verharren. Wozu im Werk auch ein Blick in die Geschichte bereits dienlich ist, denn Transkulturalität ist kein neues Erleben. Wie auch die "Gegenbewegungen", die aktuell stark in die Öffentlichkeit getreten sind, ebenfalls zu allen Zeiten bereits ihre "Geschichte" hatten. Gedanken, die das Werk durch verschieden kulturwissenschaftliche Perspektiven hindurch sorgsam und fundiert entfaltet, von Spracherfahrungen über interkulturelle Psychologie hin zu anthropologischen Universalien. Auf dem Weg, vielleicht, von "territorialen Paradigmen" hin zu einer "Vereinbarungskultur".
Fazit
Ein strukturierte und sachliche Herangehensweise, die vieles zur Differenzierung der aktuellen Diskussionen in sich trägt. Wenn man bereit ist, sich dem Thema vorurteilsfrei und ohne ideologische Engführung her zu nähern. Um die Chancen, aber auch die Risiken und Gefährdungen des Fakts der kulturellen Veränderungen der Gesellschaften her abzuwägen.
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veröffentlicht am 07. Juni 2020

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