Die 13-jährigen Freunde Nico und Bruno wachsen in den dreißiger Jahren des 20.
Jahrhunderts zusammen in der italienischen Stadt Nettuno auf. Nico ist der Sohn
eines jüdischen Uhrmachers, Brunos Vater arbeitet als Restaurator. Der reiche
und mächtige Herr Manzini hat eine kostbare Taschenuhr bei Emanuele dei Rossi
bestellt. Bei der Abholung entdeckt er im Deckel der Uhr ein Zitat aus Dantes
Göttlicher Komödie und tötet wutentbrannt den Uhrmacher vor den Augen seines
Sohnes. Nico flieht aus seiner Heimatstadt; er wird von Kollegen seines Vaters
und Verwandten aufgenommen. Ein Benediktiner-Mönch vermittelt Nico schließlich
ein Versteck im Vatikan. Nico nimmt die Identität des Christen Niklas Michel
aus Südtirol an und arbeitet nach einer Lehre als Uhrmacher in diesem Beruf. Er
hat inzwischen sein besonderes Talent zum Umgang mit Uhren und widerspenstigen
Maschinen aller Art entdeckt. Sein Ziel, den Mörder seines Vaters zu finden und
anzuzeigen, verliert er dabei nicht aus den Augen. Als "Michele, der
Walzenbändiger", kehrt der erwachsene Uhrmacher nach Nettuno zurück. Er
findet Manzini - und verliebt sich in dessen gut aussehende Tochter Laura.
Manzini ist besessen von Uhren und ihrer Verbindung zum menschlichen Leben -
besonders zu seinem eigenen. Die Unruh einer mechanischen Uhr wurde damals mit
dem Lebenslicht des Menschen gleichgesetzt. Nico erhält den Auftrag, täglich
die Meister-Uhr seines Vaters für den abergläubischen Manzini aufzuziehen. Bei
dieser Tätigkeit kann er Laura regelmäßig treffen. Doch bald muss er sich
zwischen seiner Liebe und seinem Wunsch nach Rache entscheiden. Manzini
kollaboriert mit den Nazis und denunziert Juden. Nico ist in tödlicher Gefahr.
Nach längeren Exkursen des Autors in die aktuellen Ereignisse im Italien
während des Zweiten Weltkriegs findet Nico schließlich den verblüffenden
Grund für Manzinis Uhren-Besessenheit und für den Mord an Nicos Vater heraus.
Fazit
Ralf Isau hat den historischen Hintergrund seines phantastischen Romans
sorgfältig recherchiert. Das Ungleichgewicht zwischen dem üppigen,
ausschweifend geschilderten Lokalkolorit des Buches und Nicos Motiv für seine
Ein-Mann-Resistenza gegen einen mächtigen Kollaborateur lässt den
Spannungsbogen in der Mitte des Buches einbrechen. Die faszinierende Figur des
Uhrmachers, "der mit dem Türschloss spricht", allein trägt die
langatmige Handlung nicht. Warum abwechselnd Nicos Jugenderlebnisse des Jahres
1932 und seine aktuellen Abenteuer während des Nationalsozialismus geschildert
werden, bleibt mir unklar.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 05. November 2006 2006-11-05 10:36:59