Donald J. Trump - der mächtigste Mann der Welt und zugleich einer der
machtbesessensten Politiker. Kaum einer der ihn nicht kennt, selbst wenn man
nicht in besonderem Maße am politischen Geschehen Interesse zeigt. Kaum ein
Tag, an dem sein Name nicht in einer der Nachrichtensendungen seinen Platz hat -
nur leider ist es zumeist kein Platz, auf den er in irgendeiner Form stolz sein
dürfte. Seine (erste) Amtszeit neigt sich dem Ende zu. Zeit ein Resümee zu
ziehen.
Genau das tun die beiden Pulitzer-Preisträger und US-Journalisten Philip Rucker
und Carol Leonnig in ihrem aktuellen Buch: Trump gegen die Demokratie. Anhand
mehrerer hundert Interviews und Aufzeichnungen aus dem unmittelbaren Umfeld des
amerikanischen Präsidenten zeichnen sie ein Bild seiner bisherigen Amtszeit.
Der Titel ist gleichsam Programm: die amerikanische Verfassung und das Wohl der
US-Bürger haben einen Stellenwert, allerdings nicht den, den sie haben sollten.
Den Dienst am Volk interpretiert der Präsident auf seine ganz eigene Art und
Weise. Dem Leser wird dies anhand des Umgangs mit seinen engsten Mitarbeitern,
seinem Auftreten gegenüber Politikern des eigenen Landes und den Staatschefs
anderer Staaten dargestellt. Natürlich bekommen die Ermittlungen und die
Erstellung des berühmt-berüchtigten Mueller-Reports einen gebührenden
Stellenwert und erfahren eine kritische Würdigung.
Fazit
Fest steht: einen Präsidenten wie diesen hatte die USA bislang nie.
Unkonventionell, eigenartig oder eigensinnig - zur Bewertung und den bisherigen
Leistungen mag jeder selbst einen Standpunkt finden. Michael Wolffs Buch
"Feuer und Zorn", Bob Woodwards "Furcht" und das vorliegende
Werk - sie ergänzen sich und zeichnen über den Zeitraum der nahezu 4-jährigen
Amtsperiode des Donald Trump ein in gewisser Weise schlüssiges Bild eines
Präsidenten, der vor allen Dingen sich selbst und seine Macht(position) in den
Mittelpunkt stellt.
Auch ich war anfangs skeptisch ob biografische Kennlinien "über"
einen amtierenden Präsidenten im Stile des US-amerikanischen Journalismus eine
Person, einen Menschen wirklich objektiv darstellen (können und wollen). Diese
Skepsis habe ich verloren. Nicht zuletzt angesichts aktueller Beweise einer
Präsidentschaft vom Stile eines Donald Trump: chaotische, widersprüchliche und
letztendlich auf den Schutz des Ego zentrierten Bildes in einer zunehmend
verunsicherten und polarisierten Gesellschaft. Da passen die jüngsten
Ereignisse um den Tod des dunkelhäutigen US-Bürgers George Floyd perfekt in
ein geradezu unheilvoll wirkendes Mosaik.
Wer denkt, auch beim jüngst im S. Fischer Verlag erschienen Buchs handelt es
sich ausschließlich um ein typisches Trump-Bashing, dem sei geraten genau
hinzuschauen und die Abfolge politischer Handlungen und deren Auswirkungen unter
die Lupe zu nehmen. Das Buch von Rucker und Leonnig liefern jede Menge Material
hierzu!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 06. Juni 2020 2020-06-06 20:30:45