Als ein älterer Herr im Jahr 1895 eine der größten Bibliotheken Englands
besucht und nach einer ganz bestimmten Buchausgabe fragt, ahnt der junge
Bibliothekar William Garrett noch nicht, was ihn erwartet. Da das Buch nicht
vorrätig ist, kommt John Eldred, so der Name des älteren Herren, am nächsten
Tag wieder. William schaut nach, kann das Buch aber erneut nicht finden. Er
erleidet einen Schwächeanfall und fährt für ein paar Tage aufs Land. Dort
macht er die Bekanntschaft zweiter Frauen und erfährt eine interessante
Geschichte.
Montagne Rhodes James ist ein englischer Schriftsteller, der vor allem durch
seine Geistergeschichten bekannt geworden ist. "Das Traktat Middoth"
ist eine davon, die jetzt auch für die Hörspielserie
"Gruselkabinett" adaptiert wurde. Bedingt durch die Tatsache, dass die
Geschichte schon etwas älter ist, ist klar, dass es sich nicht um einen
actionreichen Reißer handelt. Doch das ist ich gar nicht der Anspruch dieser
Reihe, die oft für versteckte Perlen dieses Literaturgenres bekannt ist.
Und eine solche Perle ist auch durchaus diese Geschichte, die sehr eigentümlich
und interessant einen familiären Streit mit den Elementen der Spukgeschichte
kombiniert. So bleibt es lange im Unklaren, was der Mann in der Bibliothek und
die beiden Frauen, die William, während seiner Reise kennenlernt, verbindet.
Das alles ist wirklich gut umgesetzt und kann, inklusive des etwas platten
Endes, überzeugen.
Überzeugen können insbesondere die Sprecher. Constantin von Jeascheroff, der
Enkel von Sprecherlegende Hasso Zorn, brilliert als William Garrett ebenso wie
Bernd Rumpf als John Eldred. Helma Koehn und Cathlen Gwalich sind als Mary und
Maggie Simpson ebenfalls ein Gewinn und mit Judy Winter und Anja Kruse sind zwei
echte Schauspiellegenden als Gäste einer jeweils kleinen Rolle zu hören.
Fazit
"Das Traktat Middoth" ist ein kurzweiliges Hörspiel, das gut in die
Serie verschollener Klassiker des Gruselgenres passt. Die Geschichte von M. R.
James wurde passend adaptiert und überzeugt durch eine bestens aufgelegte
Sprecherriege. So ist ein unterhaltsamer Hörspielspaß garantiert.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 17. Mai 2020 2020-05-17 17:13:25