Während sich der Schriftsteller Horst Eckert mit seinem neuesten Roman
weiterentwickelt hat, werde ich meine vorangegangenen Rezensionen zu seinen
Büchern kaum noch steigern können. Mir bleibt einfach nur noch, jedem diesen
Thriller zu empfehlen, der Spannung, Action und Aktualität in Romanen mag. Bei
"Im Namen der Lüge" begegnet dem Leser ein alter Bekannter: Vincent
Ché Veih, Kommissar in Düsseldorf und Sohn einer RAF-Terroristin, die zwanzig
Jahre im Gefängnis gesessen hatte. Von Vincent hat es bereits drei Romane
gegeben.
Doch er ist nicht der alleinige Protagonist in diesem Thriller. Er hat eine
Protagonisten an die Seite bekommen: Melia Khalid mit Decknamen. Sie ist
Leiterin der Abteilung Linksextremismus im Verfassungsschutz. Melia ist
dunkelhäutig, aber in Deutschland geboren und Deutsche. Ihr Vater ist ein hohes
Tier in der Bundesregierung, dem sie verboten hat, ihren Karriereweg zu ebnen.
Eckert hat mit diesem Roman einen Pageturner geschaffen, der ein großes Tempo
vorlegt. Das wird nicht zuletzt durch sie sehr kurzen Kapiteln hervorgerufen,
die einen ständigen Szenenwechsel mit sich bringen und anhand derer der Leser
mehrere Handlungen fast gleichzeitig beobachtet.
Der Einstieg erfolgt mit rasanten Szenen, wie in der ersten, in welcher drei
Personen ein Einkaufszentrum überfallen, um Geld zu erbeuten. Die
Security-Mitarbeiter im Geldtransporter werden mit einer Panzerfaust bedroht.
Oder nahe eines Kleingartenvereins auf einem Gelände von Reichsbürgern
gelangen die Streifenpolizisten sehr schnell und unverhofft in eine gefährliche
Situation. Zu zuter Letzt wird darauf die AFD.Zentrale in NRW in die Luft
gejagt. Ein Attentat!
Mit diesen Aktionen werden beide Protagonisten auf den Plan gerufen. Sowohl
Polizei als auch Verfassungsschutz müssen tätig werden. Doch so schnell
kreuzen sich die Wege der beiden nicht. Auch das ist ein probates Mittel, um
Spannung zu erzeigen, zumindest, wenn man die anderen Vincent-Ché-Veih-Romane
kennt. Die Handlungen dieses Romans wirken aufgrund ihrer Aktualität beinah wie
eine Dokumentation, als würde man die Nachrichten im Fernsehen verfolgen. RAF,
NSU, Verfassungsschutz, BKA – dazwischen Polizisten, die mit der rechten Szene
kuscheln. Die bis heute bekannten Fakten in der Realität lassen ruhigen
Gewissens den Gedanken zu, dass alles so gewesen sein könnte wie Horst Eckert
es in diesem Thriller beschrieben hat. Es ist beängstigend!
Eine große Portion Spannung stammt auf den zwischenmenschlichen Beziehungen der
agierenden Figuren und deren Ziele. Auch die Beziehung von Vincent und seiner
Mutter wird einer erneuten Prüfung unterzogen. Eckerts Lösung ist sympathisch.
Dieses Spannungsgeflecht aus den Figuren heraus erinnert mich an die
Fernsehserie "Homeland". Neben der konkreten Abwehr einer Bedrohung
verfolgt jede Figur ihre eigenen Ziele. Sie gibt diese aber nie vollständig
preis. Schon gar nicht allen anderen Figuren gegenüber. Es wird immer etwas
zurückgehalten. Nicht gegenüber den Lesern oder den Zuschauern, diese fühlen
sich dann immer ein bisschen schlauer als die handelnden Figuren. Dafür werden
sie dann aber stets davon überrascht, wie diese Figuren handeln.
Fazit
Was soll ich abschließend sagen? Ein atemberaubender Thriller, den es zu lesen
lohnt und der das Zusammenspiel von Politikern, rechter Szene und autonomen
Linken in einem anderen Licht erscheinen lässt. Jede Menge Fiktion mit einem
Touch Dokumentation und Breaking News. Einfach nur klasse!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 27. März 2020 2020-03-27 10:27:01