Mit diesem Roman präsentiert der Hanser Verlag einen ganz besonderen Thriller.
Sowohl in Sachen Struktur als auch beim Thema bietet er etwas Besonderes.
Es beginnt in einer Unterdruckkammer ähnlich einem U-Boot. Diese wird Miracle
Submarine genannt und steht mitten in den USA auf dem Land. Sie dient
therapeutischen Zwecken. In ihr sitzen Kinder mit jeweils einem Elternteil als
Betreuer. Es sind autistische oder in anderer Weise behinderte Kinder. Laut
einer medizinischen Theorie lässt sich besonders der Autismus sehr gut mit
einer Unterdruckbehandlung und reinem Sauerstoff behandeln. Betreiber sind ein
koreanisches Ehepaar. Doch kurz vor Schluss der aktuellen Sitzung gibt es eine
Explosion und in der Kammer bricht ein Brand aus. Zwar ist bekannt, dass diese
Kammern wegen des reinen Sauerstoffs schnell Feuer fangen und es gibt besondere
Sicherheitsmaßnahmen. Aber im vorliegenden Fall kann ein Unfall ausgeschlossen
werden. Es gibt einen Verursacher, einen Täter, einen Mörder.
Allein die Themen dieses Romans sind schon etwas Besonderes. Dabei sind
eigentlich zwei Themen. Einerseits die Behandlung von Autismus, andererseits das
Leben koreanischer Migranten in den USA. Gefesselt hat mich aber auch die
Herangehensweise der Autorin an diesen Sztoff und ihre Aufbereitung für den
Leser. Der größte Teil des Romans ist wie ein Gerichtsroman aufgezogen. Der
Leser sitzt nach der Explosion wie auf einem Zuschauerplatz im Gerichtssaal und
blickt auf den Richter, die Geschworenen, die Angeklagte, ihre Verteidigerin,
den Staatsanwalt und die Zeugen. Viel von dem, was zur Explosion geführt hat,
ist erfährt der Leser aus den Befragungen von Staatsanwalt und Anwältin. Aber
es gibt es immer wieder Szenen, die die tatsächliche Situation aus anderer
Perspektive als der des gerade im Zeugenstand befindlichen Zeugen beleuchtet.
Hierbei werden vor dem Leser bereits Widersprüche aufgezeigt, die zu einem
Konflikt führen können. Es ist höchst spannend zu lesen, wenn man erst eine
Variante eines Zeugen kennenlernt und gleich darauf oder gar zuvor eine zweite
Variante des Geschehens. Es steht sofort die Frage im Kopf des Lesers: Wer hat
recht? Worauf wird das hinauslaufen?
Schnell hat man nach den ersten Kapiteln verstanden, dass man sich in diesem
Thriller auf nichts, aber auch gar nicht verlassen darf. Mögen einzelne Figuren
noch so sympathisch sein, man kann wie im richtigen Leben nicht hinter ihre
Stirn schauen. Man weiß nicht, wer lügt und wer die Wahrheit sagt. Das ist
extrem gut gemacht von der Kim.
Eher nebenbei behandelt die Autorin das Thema Rassismus an den koreanischen
Einwanderern in den USA. Das beginnt schon mit der klischeehaften Vorstellung,
einem Koreaner ein Wok zu schenken, weil es doch offenbar passend wäre. Nur,
dass Koreaner nicht im Wok ihr Essen zubereiten, das machen Chinesen.
Fazit
Der Thriller bietet Nervenkitzel bis zum Schluss und behandelt Themen die einem
in dieser Form nicht sofern man nicht mit ähnlich betroffenen Personen im
persönlichen Umfeld zu tun hat. Deshalb ein klarer Dauem hoch.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 13. März 2020 2020-03-13 11:19:00