Im Fernsehen wurde der sechsteilige historische Film "Sachsens Glanz und
Preußens Gloria" gezeigt, die nach Motiven der Bücher von Jozef Ignacy
Kraszewski, des Vaters des "polnischen historischen Romans" des 19.
Jahrhunderts - er lebte von 1812 bis 1887 geschrieben worden sind. Zusammen mit
den Romanen: "Gräfin Cosel", "August der Starke",
"Flemming" und "
Graf Brühl" gehören sie zur sogenannten Sachsen-Trilogie, die aus dem
umfangreichen Erzählwerk - Kraszewski hinterließ fast 240 Romane - des
polnischen "Walter Scott" hervorragt.
In diesem Band geht es um die Vorgeschichte des siebenjährigen Krieges. 1756
fällt Friedrich II. von Preußen ohne Kriegserklärung in Sachsen ein. Dies ist
nur möglich, weil Friedrich einen Spion - Max de Simonis - am Hofe des
Sachsenkönigs Friedrich Augusts II. und seines mächtigen Premiers, Heinrich
Brühl, postiert hat. Aufschlußreich ist das negative Bild des Preußenkönigs,
welches so gar nicht zu der heutigen Glorifizierung Friedrichs "des
Großen" passen möchte. Er wird als rücksichtsloser intriganter Eroberer
dargestellt.
Doch der Reiz dieser historischen Romane, die bis heute an ihrer Berühmtheit
nichts eingebüßt haben, liegt in der Atmosphäre und de plastischen
Darstellung der Personen und Intrigen, insbesondere des mächtigen Ministers
Brühl. Der Roman konzentriert sich auf die Anfangsphase des Krieges. Der
bekannteste Kenner der sächsischen Geschichte und (ausgezeichnete) Biograph
Brühls, Walter Fellmann, hat in einem Nachwort zu dieser Ausgabe treffend
bemerkt: "Es reizten ihn [Kraszewski; B. N.] die zwischen Preußen und
Sachsen gesponnenen geheimen Fäden, die gegenseitigen Schuldzuweisungen, die
katastrphale Niederlage Sachsens. Die Historie selbst lieferte das, womit der
Romancier sich gern befaßte: Spionage, Intrigen, Machtkämpfe, Aufstieg und
Fall handelnder Personen." Und genau dies macht meines Erachtens die
Popularität der Romane aus: sie bieten Stoff aus dem Leben, der Leser meint, es
sei so gewesen, wie es Kraszewski, von Beruf Journalist, geschildert hat.
Außerdem stellt er die Sicht der Sachsen dar und traf damit den literarischen
Zeitgeschmack - vergleichbar - wie oben erwähnt - meines Erachtens mit Walter
Scott, aber auch Balzac oder Stendhal.
Fazit
Heute noch spannend und lesenswert,wenn auch breit geschrieben. Zur Popularität
der Bände trägt heute sicherlich die oben genannte Fernsehserie aus dem Jahr
1983, bei. "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" gehört meines
Erachtens zu den besten historischen Filmen der ehemaligen DDR, wie die Kritik
allgemein geurteilt hat. Schön, dass dadurch der Sachsenzyklus und die Werke
Jozef Kraszewskis wieder neu aufgelegt worden sind. Mich machten die Bände
Kraszewskis neugierig auf die sächsische Geschichte. Wenn ein historischer
Roman so fesselnd geschrieben ist, dass er dies erreicht, so hat er seinen Zweck
erfüllt.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 05. Juni 2004 2004-06-05 13:55:27