Sich selbst und andere in der Kommunikation einschätzen können
"Wie entsteht Kontakt? Welche grundlegenden Qualitäten gibt es? Wie kann
Kontakt gelingen du woran kann er scheitern"?
Grundlegende Fragen des Miteinanders und der eigenen Gestaltung des Zugehens und
des Umgangs mit anderen, die Thomas Bachmann in seinem Werk intensiv vor Augen
führt und sehr strukturiert in ihren wesentlichen und wiedererkennbaren
Elementen im Werk bespricht und erläutert. Im Wissen um die grundlegenden
Erkenntnisse der Kommunikation, wie sie Paul Watzlawick vor Jahrzehnteen bereits
erläutert hat, allen vorweg die "Unmöglichkeit, nicht zu
kommunizieren". Da somit jeder Mensch und damit jeder Leser des Werks
ununterbrochen im verbalen und nonverbalen Austausch mit seinem Umfeld steht,
macht es natürlich durchaus Sinn, zumindest die Grundzüge des
"Kontakts" zu kennen und, so erwünscht, Veränderungen im eigenen
Kontaktverhalten umsetzen zu können.
Denn, auch wenn Bachmann das zunächst als Frage in der Einleitung formuliert,
neben den grundlegenden Prägungen der eigenen Kommunikation und des eigenen
Kontaktverhaltens kann Kontakt durchaus bewusst hergestellt werden,
Kontaktfähigkeit zumindest in Teilen anderes erlernt werden und Kontakte
intensiviert und bewusst gesteuert werden. Auf der Basis der aktuellen
Erkenntnisse der Persönlichkeitspsychologie, der Psychotherapie, der kognitiven
Psychologie, der Evolutionspsychologie und, vor allem, der modernen
Systemtherapie und Gestalttherapie fasst Bachmann dabei die wesentlichen
Erkenntnisse sorgfältig zusammen und bietet dem Leser dabei Ableitungen und
Schlüsse aus dem aktuellen Stand er Forschung, die durchaus motivieren und in
den praktischen Hinweisen dazu anleiten, das eigene Kontaktverhalten gut
beschreiben und in Teilen dann steuern zu können.
Dabei nimmt Bachmann sich im ersten Teil des Werkes Zeit, die für das Thema
wichtigsten Konzepte der System- und Evolutionstheorie vorzustellen und
miteinander zu verbinden, bevor er im zweiten Hauptteil des Werkes die vernetzte
und vernetzende Systemtheorie in ihrer Bedeutung der Wahrnehmung, Kognition und
Kommunikation verständlich beschrieben werden. Um dann im dritten Hauptteil vor
allem auf die Arbeit von Kurt Lewin (Feldtheorie) und der wichtigsten Konzepte
der Gestalttherapie zu rekurrieren, in denen "das theoretische Rüstzeug
zur Beschreibung von Kontaktprozessen" vorhanden ist und damit dem Leser am
Ende diesen Teils im Gesamten einen breiten und tiefen Überblick über
"Kontakt" und wie dieser hergestellt und weitgeführt werden kann
verschaffen hat. Im vierten Hauptteil führt Bachmann darauf folgend die
verschiedenen Erkenntnisse auf Basis des "Grenzkonzepts" zusammen und
thematisiert zudem die "Gestaltung von Kontakt) und lässt auch die
zentrale Abhängigkeit jeden Kontaktes vom Kontext nicht außer Acht.
Wie nun all diese Erkenntnisse und deren inhaltlicher Verbindung auf soziale
Systeme angewendet werden können (Intersysetemkontakt) und welche Grundlinien
und Feinheiten des Kontakts und der eigenen Steuerung des eigenen
Kontaktverhaltens und des Agierens im Kontakt fundamentale Bedeutungen besitzen,
das legt Bachmann im abschließenden fünften Hauptteil vor. Gut gelungen ist an
diesem Punkt der Lektüre der starke Praxisbezug, den Bachmann durch vielfache
Fallbeispiele und deren Interpretation im Sinne des Kontaktes herstellt. All das
vorher gelesene findet hier seine Illustration und sorgt für nicht wenige
"Aha-Erlebnisse" beim Leser. Dem auch der Abschluss des Werkes folgt,
in dem vertieft Ideen für die aktive Gestaltung von Kontakt in verschiedenen
Konstellationen ebenso ihren Platz finden, wie Studien zur Beschreibung und
Messung situations- und kontextabhängigen Kontaktverhaltens von psychischen
Systemen und deren Interaktion.
Fazit
Alles in allem bedarf die Lektüre einer gewissen Konzentration, ob der
vielfältigen Impulse und Inhalte ebenso, wie zum Verständnis der Vernetzung
diverser psychologischer und psychotherapeutischer Ansätze, die sich aber
umgehend auszahlt, denn wenige andere Werke sind in dieser eklektischen Form in
der Lage, das eigene und das allgemein menschliche Kontaktverhalten in solch
detaillierter und fundierter Form nach allen Richtungen hin ausführlich
darzustellen.
Zudem erhält der Leser vielfache Möglichkeiten, die Diskrepanz zwischen
"Selbsteinschätzung" und "Fremdeinschätzung" aufzuspüren,
zu verstehen und zu bearbeiten. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre gerade in
Zeiten öffentlich scheinbar "erschwerten Kontakts" in vielfältiger
Hinsicht.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 31. Januar 2020 2020-01-31 13:50:19