Einer der bekanntesten Journalisten und Buchautoren im Bereich aktueller Politik
ist Jakob Augstein. Bekannt ist er für seine brillante Rhetorik und gleichsam
für die spitze Feder, mit der er zu schreiben vermag. Eine Kostprobe
ausgewählter Themen präsentiert er in seinem vorliegenden Buch "Im
Zweifel links" und weist lässt alleine durch die Wahl des Titels keine
Fragen in Bezug auf die politischen Präferenzen offen.
Das vorliegende Werk stellt eine ausgewählte Sammlung seiner Kolumnen im
Zeitraum ab dem Jahre 2011 dar. Sie beziehen sich auf verschiedene brisante
Themen der Politik. Zunächst setzt er sich mit dem Wirken der Kanzlerin (Dr.
Angela Merkel) auseinander und lässt keine Zweifel aufkommen: aus seiner Sicht
ist sie eigentlich nicht "Erste Wahl". Die folgenden Kapitel (2 bis 5)
beschäftigen sich ebenfalls mit innenpolitischen Schwerpunkten wie dem
Rechtsruck, dem Abstieg der Sozialdemokratie, den Umgang mit Migranten und nicht
zuletzt dem "Verhältnis" von Demokratie und Kapitalismus.
Hiernach folgen Abschnitte mit vorwiegend außenpolitischer Schwerpunktsetzung.
Das Thema "Krieg" beschreibt den problematischen und brisanten Umgang
deutscher Politik mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr, insbesondere im
Rahmen der Terrorabwehr. Deutschlands Stellung im Spiegelbild europäischer
Politik wird einem Kapitel über das, seit einiger Zeit eher schwierige,
Deutsch-Russische Verhältnis vorausgeschickt. Nicht fehlen darf natürlich in
diesem Zusammenhang die Entwicklung der Beziehungen zu den Vereinigten Staaten.
Abschließende Abschnitte über Politische Kultur (und Unkultur), sowie über
Formen und Bedeutung zivilen Widerstands runden das aktuelle Werk Augsteins ab.
Fazit
Seinen wachen Geist beweist er ebenso, wie seine außerordentlichen Fähigkeiten
zugespitzter Formulierungen. Mit jeder Zeile kann sich der geneigte Leser
hiervon überzeugen. Natürlich treffen die Kolumnen älteren Datums hier und da
nicht mehr den aktuellen Stand der politischen Entwicklungen; hier bürgen die
Kommentierungen, eigens für das vorgelegte Buch, für die notwendige
Aktualität.
Wie sieht er die Aufgabe des Kolumnisten? "Kolumnen dürfen persönlich
sein, unfair, hart, riskant. Sie sind ein Spiel mit den heiklen und den
verbotenen Seiten des Journalismus: mit Meinungen und Übertreibungen, mit dem
Populismus, manchmal mit der Propaganda, immer mit der Satire." (S. 11).
Wenn dieser Hinweis quasi als "Vorwarnung" gedacht war, dann ist es
ihm gelungen. Der Leser darf sich auf den weitern gut 270 Seiten hiervon
reichlich überzeugen. Ob man es mag, ob die zugespitzte Sichtweise und die
Kommentierung angereichert mit einer reichlichen Prise an Subjektivität
begeistert, verwirrt oder verärgert, hierzu kann jeder Leser seine Position
finden.
Trotz brillanter Formulierungen, meinen Erwartungen entspricht die
Herangehensweise des Autoren zugegebenermassen nicht. Vorgefasste Meinungen,
mögen sie noch so pointiert vorgetragen werden, lassen aus meiner Sicht an
vielen Stellen das rechte Maß an Ausgewogenheit vermissen. Hierzu kann jeder
seine Position finden und genau deshalb sei dem Buch eine breite Leserschaft
gegönnt!
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
[Profil]
veröffentlicht am 19. Januar 2020 2020-01-19 16:39:58