Ein Datum, das in der deutschen Geschichte immer wieder auftaucht, ist der 9.
November - ein Schicksalstag? Dieser Frage geht der Journalist Wolfgang Brenner
in seinem vorliegenden Buch nach. Gab es doch an diesem Datum mehrfach
historisch bedeutende Ereignisse in der Geschichte Deutschlands. Auch ein Datum,
das zumeist mit Revolution und Gewalt verbunden war. Rühmliche Ausnahme: der
Öffnung der Berliner Mauer am 09.11.1989! Ein Datum das auch der Chronologie
folgend naheliegend ist.
Gekonnt verknüpft der Autor in seinem Werk die Ereignisse des 9. November der
Jahre 1918, 1923, 1938 und 1939, sowie 1989. Ein eigenes Kapitel widmet er den
50 Jahren ohne einen "besonderen" neunten November zwischen 1939
(Attentat auf Hitler und weitere NS-Größen) und 1989 (Öffnung und Fall der
Mauer). Wichtig ist es ihm hierbei, historische Bezüge herzustellen und den
Zusammenhang zwischen den Ereignissen zu verdeutlichen. Bei den Ereignissen der
Jahre 1918 (Sturz der Monarchie - Ausrufung der Republik), 1923 (Putschversuch
durch Hitler), 1938 (Reichsprogromnacht) und 1939 (Attentat durch Georg Elser)
zeigt er eindringlich die historischen Linien nach. Die Zeitspanne zwischen 1939
und 1989 füllt er mit zahlreichen Informationen zur Bipolarität der
Weltpolitik (Kalter Krieg), die inmitten Deutschlands offenbar wurde durch die
Herausbildung zweier deutscher Staaten und deren unterschiedliche
politisch-ideologische Ausrichtungen.
Der (vorerst) letzte neunte November führt die beiden deutschen Staaten wieder
zusammen - Ende gut, alles gut? Die Geschichte wird es weisen!
Fazit
Möchte man einen guten Überblick über die deutsche Geschichte nach dem Ersten
Weltkrieg erhalten, bietet sich die Lektüre des Buches von Wolfgang Brenner an.
Er schildert nicht nur die Geschehnisse und Entwicklungen während der einzelnen
Phasen, sondern er zeichnet auch historische Linien. Sprachlich gekonnt und sehr
gut lesbar. So wird auf anschauliche Art und Weise klar, wie ein bestimmtes
Datum immer wieder zum Schicksalstag deutscher Geschichte wurde.
Wenngleich inhaltlich hochinteressant, so nimmt sich das Kapitel zwischen 1939
und 1989 (50 Jahre ohne neunten November) ein wenig mühselig aus, will es doch
zur sonstigen klaren Linie nicht ohne weiteres passen. Die ein oder andere
Randbemerkung als "journalistischer Seitenhieb" im Vergleich
historischer Ereignisse zu aktuellen Anlässen, wären aus meiner Sicht
ebenfalls verzichtbar gewesen.
Alles in allem eine lohnenswerte Lektüre, die ein besonderes Datum in einem
besonderen Buch dem historisch interessierten Leser nahebringt.
Vorgeschlagen von Dietmar Langusch
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veröffentlicht am 11. Januar 2020 2020-01-11 13:10:02