Der Thriller von Kimberley McCreight folgt dem extrem spannenden Thriller »Eine
perfekte Ehe« der Autorin. Meine Artikel dazu und zum Extrabeitrag über
Kimbery McCreight zeigen bereits, wie ich ihre Romane schätze. Ich war also
gespannt auf das neue Werk. Auf geht’s zum Junggesellenabschied. Einige
unzertrennliche Freunde, die sich vom College her kennen (manche auch schon aus
dem Kindergarten), ziehen sich zurück aufs Land, um das Junggesellenleben von
Jonathan zu verabschieden. Er will Peter heiraten. Die Clique hat aber keinen
glatten Lebenslauf, denn eine frühere Freundin des Künstleragenten Keith hatte
sich vor Jahren das Leben genommen und Keith ist daraufhin den Drogen verfallen.
Aber was wären Freunde, wenn sie nicht versuchen würden, Keith hier
rauszuholen. Für das Wochenende haben sie verabredet, ihn in eine Entzugsklinik
einzuweisen. Nur zu seinem Besten. Gestört wird die Idylle zunächst durch
Finch, ein Künstler, den Keith unter Vertrag hat, und der gerne Teil der Gruppe
sein würde, sich aber nicht danach verhält.
Doch dann passiert ein Unfall. Im Auto saßen Derrick und Keith aus der Clique.
Einer ist tot, aber nicht identifizierbar und der andere ist spurlos
verschwunden. Detective Julia Scutt übernimmt den Fall, obwohl ihr Chef sie aus
der Abteilung rausmobben will. Dieser kurze Abriss zeigt, dass es um sehr viele
Stränge geht, die die Spannung nähren. In jedem Strang möchte man wissen, wie
er a) zu ende geht und b) zu den anderen Strängen und der gesamten Handlung
passt. Kimberly McCreight hatte mich.
Der Stil der Autorin in »Freunde. Für immer.« ist ein totales Verwirrspiel.
Leser, die nicht mit verschiedenen Strängen und Perspektiven sollten die Finger
hiervon lassen. Denn besonders die ständigen Perspektivwechsel und
verschiedenen Rückblenden in der Art "Zwei Wochen und vier Tage
zuvor" fordern dazu heraus, sich selbst den Überblick zu verschaffen.
Aus welcher Perspektive ein Kapitel geschildert wird, wird durch den Namen der
Figur als Kapitelüberschrift angezeigt. Auch der Wochentag mit der Uhrzeit sind
in manchen Kapiteln vermerkt. Nahezu jede Figur ist einmal an der Reihe. leser
können also genau nachverfolgen, wann was geschah. Dazwischen sind Kapitel aus
der Sicht des Täters. Doch als Leser ahnt man nur, dass es einer aus der Clique
ist, aber nicht wer. Hinzu kommen Kapitel aus der Sicht des Mädchens, die sich
bereits vor Jahren das Leben genommen hat. Sie gibt einen Überblick über die
Freunde zur damaligen Zeit.
Aber keine Bange, man verliert nicht den Überblick, man muss nur die einzelnen
Puzzle-Teilchen an die richtige Stelle rücken. Dabei hat dieser Thriller aber
auch gar nichts mit cosy crime zu tun. Er ist einfach verdammt gut konstruiert
und hält am Ende viele Überraschungen parat, mit denen man zu Beginn auf
keinen Fall gerechnet hätte.
Fazit
Für Liebhaber von verwirrend spannenden Thrillern sollte dieser ein Muss sein.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 11. Mai 2022 2022-05-11 10:33:42