Nüchtern, sachlich, erschreckend
Die wirtschaftlichen Warnzeichen stehen seit langem im Raum, auch die
Finanzkrise 2008 war am Ende nur ein Symptom für ein "System in
Schieflage". Das, folgt man den beiden sachkundigen Autoren aus den Reihen
der CDU Wirtschaftsexperten, noch gesteigert wurde durch eine ganze Reihe von
schwierigen Entscheidungen der eigenen Regierung in den letzten Jahren, vor
allem aber von schwierigen und nicht förderlichen Entwicklungen auf
europäischer und, ja, weltweiter Ebene.
Wobei von Beginn an klar ist, dass die Orientierung an der (sozialen)
Marktwirtschaft, vor allem aber dem Markt selbst ("Stärken wir den
Wettbewerb? Fördern wir die Leistung?") Leitlinie der Autoren ist. Wobei
die Richtung nicht in das sogenannte "Neo-Liberale" abgleitet, wohl
aber in eine klare Stärkung von Finanz- und Realwirtschaft, bei dem nicht
ständig mit "billigem Geld" Staaten und ganze Wirtschaftszweige auf
Dauer gestützt werden können und sollen.
Da dies aber seit Jahren mit "offenen Geldhähnen" vor allem durch die
EZB und den Steuerzahler geschieht, sehen die Autoren, nicht so drastisch in
Sprache und Analyse, die Lage ähnlich wie andere Autoren, Friedrich und Weik
z.B. mit ihrem "Größten Crash aller Zeiten". Man fährt somit auf
Sicht in einen "perfekten Sturm" hinein, der das Wirtschaftssystem im
Kern erschüttern würde. Statt "Markt-" also
"Staatsgläubigkeit" mit destruktiven Folgen, so legen es die Autoren,
wohlbegründet, vor die Augen der Leser.
Mit einem fundierten Rückblick auf die Geschichte der Finanzkrise und jener des
Euro und Euroraums, mit einer Entzauberung der "Mär von den billigen
Krediten", deren Folgen inzwischen jeder europäische Bürger zu spüren
bekommt (einige positiv, die meisten im negativen Sinne) und einer klaren
Benennung der "Epizentren der Eurokrise" ebenso wie einem überaus
kritischen Blick auf die Politik der EZB bereiten die Autoren dem Leser dabei
den Weg hin zu ihren konstruktiven Vorschlägen für eine (im Gegensatz zu
Friedrich und Weik für noch möglich gehaltene) Rettung angesichts drohender,
verheerender Krisen (Stürme).
Dass am Ende nur wenig Raum bleibt für doch altbekannte Schlagworte (Freiheit,
Verantwortung, Wettbewerb) muss man dann sinken lassen. Wobei sich viele
kreative Angebote ja bereits aus dem gesamten Buch durch die Darlegung von
schwierigen und nicht zielführenden (zumindest nicht allgemein konstruktive
Ziele verfolgende) Entscheidungen ergeben.
Dass in solchen Zeiten wie diesen nicht nur "auf Sicht" und
kurzfristig gesteuert werden sollte, dass ein Investitionsstau die Zukunft der
kommenden Generationen gefährdet, dass ein "weit so, wird schon) es bisher
nicht durchschlagend getan hat, all das aber ergibt sich mit durchaus
gewichtigen Argumenten aus der Lektüre und sollte tunlichst mit in eine
Vorstellung der mittelfristigen Zukunft mit einfließen.
Fazit
Eine zu empfehlende, wenn auch nicht unbedingt ganz Neues anbietende
"Warnung vor dem Sturm". Der sich zusammenbraut aufgrund eines
Verharrens in einem "Wachstumsmodell, dass sich auf Kredite stützt",
was alle Krisenländer angeht, die im Zuge der Eurkokrise ins Trudeln geraten
sind und nun auch vermeintlich "starke" Länder mit in den Sturm
hineinziehen wird.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 07. Januar 2020 2020-01-07 16:46:39