Hinführung zur Arbeit mit jenem Teil der Person, der Entlastung benötigt
Aufbauend auf der inzwischen fast als Standard für bestimmte Störungsbilder
geltenden Ego-State-Therapie, entfaltet Gordon Emmerson mehr und mehr seine
"Ressourcen-Therapie", die zudem im Bereich der lösungsorientierten
Kurzzeittherapie seit Jahren bereits erfolgreich als Methode mit angewandt wird.
Ausgehend von der Differenzierung der Persönlichkeit in "Teile"
(oder, zum besseren Verständnis, verschiedene Anteile verschiedener innerer
Ausrichtungen und Prägungen an der Gesamtpersönlichkeit eines Menschen)
entfaltet dabei die Ressourcen-Therapie mehr und mehr einen doch auch ganz
eigenen Ansatz der therapeutischen Arbeit und verarbeitet die eigenen Wurzeln
aus der Ego-State-Therapie eigenständig und neu.
Eine Methode und Form, die sich vor allem (und das wird auch in Stil und Inhalt
dieses Werkes deutlich) durch Klarheit und Struktur auszeichnet und in ihren
einzelnen Schritten fast zwingend logisch und unmittelbar praktisch umsetzbar
entfaltet in ihrer "Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen". Was
natürlich zu Grunde legt, dass eine hohe psychotherapeutische Kompetenz und ein
breites psychotherapeutisches Wissen beim Anwender bereits vorhanden ist, denn
die Ressourcentherapie ist kein einfaches Manual, sondern eine überaus komplexe
Arbeitsform, die vieles an Erfahrungen benötigt. Auch wenn die klare
Strukturierung in acht psychopathologische Klassifikationen und die diesen
zugeordneten Interventionsmöglichkeiten dem Verstand zunächst einfach und
einsichtig erscheinen. Was aber eben nur den ersten Schritt zur Anwendung
darstellt.
"Alle Persönlichkeitsanteile sind im Grunde genommen Ressourcen".
Welche wann und welcher Form zu "wecken" sind, welche wie miteinander
in Wechselwirkung stehen, wie die aktuell je benötigten Ressourcen in das
Bewusstsein und den Vordergrund gehoben werden können, das benötigt Wissen und
Fingerspitzengefühl, Intuition ebenso, wie einen kühlen Blick auf Statistiken
und nackten Fakten. Dass die Persönlichkeit aus Teilen, Anteilen besteht ist
das eine. Dass Patienten im Gesamten anders reagieren als die einzelnen
Persönlichkeitsanteile ("Ressource-States"), dass jeder dieser Teile
"gesund" oder "pathologisch" sein kann, dass dann die
pathologischen Anteile (Störungen der Befindlichkeit) normalisiert werden
können, all das erschließt sich dem Leser sehr verständlich.
Wozu die klare Einteilung der Störungsbilder (unerwünschte Emotionen,
unerwünschtes Verhalten, Konflikte innerhalb der Person, Anteile, die zur
"falschen Zeit" sich in den Vordergrund des Bewusstseins drängen)
deutlich zum Verständnis hilft und in einer ebenso klaren Struktur der Therapie
(Absicht, Klassifizieren, Aktionen, Überprüfen) dem interessierten Leser
mitsamt praktischer Hinweise eine ebenso klare Idee der Methode an die Hand
gibt.
Zwölf "Aktionen" und drei "ergänzende Aktionen" bilden
dabei den Kern der praktischen Durchführung der Ressourcen-Therapie und damit
liegt eine sehr praktische, handelnde Form der therapeutischen Arbeit am Ende
vor, die mit hoher Effektivität Erfolge zeitigen kann. Wobei das vorliegende
Werk eine hervorragende Einführung in die Therapie-Form darstellt, aber eben
auch nur als erste Einführung zu verstehen ist.
Fazit
Eine sehr zu empfehlende, erhellende und richtungsweisende Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 20. November 2019 2019-11-20 15:48:27