Bei diesem Buch handelt es sich hier um einen Polit-Thriller schlimmster Sorte.
Clancy beweist Freude am Töten (Hinrichtungsszenen werden brutal ausgewalzt),
rassistisches und chauvinistisches Gedankengut (der Russe wird stets als
"Iwan" - Anspielung auf "der dumme Iwan" bezeichnet), die
Machthaber im Politbüro stereotyp in Schwarz-Weiß-Charaktere unterteilt, die
jedoch völlig unlogisch argumentieren (das frühere sowjetische Politbüro war
Führungsorgan einer Weltmacht, alle Sowjetforscher bestätigen aber, dass die
damaligen Führer in gewissem Sinn realistisch handelten und rational dachten -
im Gegensatz etwa zu Hitler, wenn auch - vor Gorbatschow - in imperialistischen
Bahnen). Nun wäre ein solcher Politthriller zu Zeiten Breschnjews oder seiner
Vorgänger sicherlich noch im Rahmen des Erträglichen gewesen, nicht mehr aber
unter Gorbatschow, der zur Zeit des Erscheinens des Werkes im Jahre 1986 -
schlicht als Verbrecher dargestellt wird und sogar sich nicht scheut, Kinder
(Oktobristen) im Kreml umbringen zu lassen, um einen Krieg mit der Nato zu
provozieren. Nach dem Motto: Traut den Schalmaien des Reformers nicht. Diese Art
der Dämonisierung und Verteufelung des damaligen Generalsekretärs geht
eindeutig zu weit. Der Kriegsverlauf selber ist völlig unrealistisch
dargestellt; der Nato werden nur Erfolge, dem Warschauer Pakt - mit Ausnahme der
Eroberung Islands - nur Mißerfolge bescheinigt. Die "Allgemeine Abteilung
des Zentralkomitees" wird als "ominös" bezeichnet - dabei war
sie eindeutig - und dies stand 1986 bereits fest - das Sekretariat des
Generalsekretärs. Platte Attituden und ein Hang zu Schwarz-Weiß-Malerei mag in
Politthrillern üblich sein (Vgl. etwa
Frederick Forsyth oder das Werk von
Meyer/
Tatu, welches ebenfalls Gorbatschow
als hinterhältigen und intriganten Kremlchef zeichnet), hier wird jedoch ein
Maß überschritten, welches der Völkerverständigung in keinstem Falle dienen
kann und die engstirnige chauvinistische Denkweise eines Autors bloßlegt,
welchem ein Minimum an Verständnis für die Probleme eines großen Landes und
die Standpunkte des Gegners völlig abgeht.
Fazit
Nicht zu empfehlen.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 21. Mai 2004 2004-05-21 10:41:09