Ungemein fesselnd
Im Nachgang und aus der Distanz mag man denken, trotz blutiger Opfer auf allen
Seiten., dass die Invasion der Alliierten in Frankreich und der Kampf gegen das
dritte Reich dann immer mehr auf deutschem Boden von Beginn an klar in seinem
Ausgang war. Technik, Nachschub, Ressourcen, "Manpower", Jahrzehnte
später scheint es, als wären die Alliierten in allen Belangen überlegen
gewesen.
Doch wie die Schlacht in den Ardennen oder, Thema dieses hervorragenden Buches,
der Kampf um Arnheim als Oberbegriff über die Eroberung von Brücken über den
Rhein vonstattenging, welche Verluste und Opfer, welche erbitterte Gegenwehr der
Wehrmacht im Raum stand, davon versteht Beevor fesselnd, mit Tempo und äußerst
fachkundig zu erzählen.
Womit auch umgehend die strategischen Überlegungen und Reibungen der Alliierten
mit in den Fokus rücken. Denn Montgomery auf britischer und Bradley auf
amerikanischer Seite gerieten mehr und mehr eher in Konkurrenz um den
"rechten Weg", als dass eine konzertierte Aktion aufeinander fein
abgestimmt vollzogen worden wäre.
"...musste es unbedingt zu einem Wettlauf kommen (verschiedener Korps), und
nichts konnte uns an diesem Tag aufhalten".
Und doch gelang eine Art "Blitzkrieg" unter umgekehrten Vorzeichen,
der aus der Ferne kühl geplant, aus dem Epizentrum der Ereignisse aber leidvoll
und opferreich sich gestaltete.
Minutiös geht Beevor dann im Kern seiner Darstellung dem Kampf um Arnheim mit
den entsprechenden "Seitenlinien" nach, beschreibt akkurat die
Atmosphäre, Stimmung und das "Gewusel" am Vorabend der Schlacht 16.
September 1944), geht der Invasion aus der Luft nach, beschreibt die
Gegenstrategien und Handlungen der Wehrmacht und vollzieht die (getrennten) Wege
der Landungen der Briten und der Amerikaner nach. Nicht ohne konkret zu
verdeutlichen, dass die "offizielle Linie" (Briten als
"Juniorpartner" der Amerikaner) von einem Befehlshaber wie Montgomery
als unpassend empfunden und schlichtweg ignoriert wurde.
Von Arnheim dann führt Beevor den Leser mit nach Nimwegen und Eindhoven ab dem
19. September, wirft einen Blick auf den "Hell's Highway" und den
eigentlich Kampf um die Brücke von Arnheim und der anderen zentralen
Übergangspunkte über den Rhein. Evakuierung, Plünderung und der folgende
Hungerwinter bieten dann auch einen breiten und emotional dichten Einblick in
die Gesamtlage auch der Zivilbevölkerung jener Ereignisse.
Fazit
Das Ganze liest sich dabei in Teilen wie ein Thriller oder Kriegsroman. Beevor
versteht es, glänzend und flüssig zu erzählen, auch wenn vielfach
kleinteilige Details vielleicht ein wenig zu sehr ausgebreitet werden. Was dem
hervorragenden Gesamteindruck des Buches allerdings keinen Abbruch zufügt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 09. September 2019 2019-09-09 14:57:33