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Dirk Neubauer: Das Problem sind wir

Das Problem sind wir

von Dirk Neubauer
Verlag: Deutsche Verlagsanstalt [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Politik
ISBN-13 978-3-421-04848-6

Preis: 20,00 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Ein Buch, das von einem Politik-Insider unmittelbar vor den Wahlen in Sachsen und Brandenburg verfasst und durch das Ergebnis dieser Wahlen an Aktualität bestätigt wurde. Es geht um das Thema "Demokratie", vor allem um die Frage der Bürgerbeteiligung - also Demokratie an der Basis. Davon kann der amtierende Bürgermeister der sächsischen Gemeinde Augustusburg "ein Lied singen." Dirk Neubauer, der Autor des vorliegenden Buches, weiß wovon er spricht. Als Bürgermeister einer ländlich gelegenen sächsischen Gemeinde, wird er Tag für Tag mit vielerlei Fragen und dem Frust der Bürger direkt konfrontiert.

In der ehemaligen DDR aufgewachsen, mit großem Enthusiasmus in das vereinte Deutschland und die ersehnte Freiheit gestartet, beschreibt er in seinem Buch Realitäten des heutigen ostdeutschen Daseins. Unzufriedenheit und Tristesse, ein latentes Gefühl des "Abgehängtseins" lässt bei zahlreichen Bürgern das Vertrauen in die Demokratie schwinden. Als Bürgermeister kämpft er dagegen an und beschreibt, wie er in seinem Wirkungsbereich versucht, basisdemokratische Teilhabemöglichkeiten zu schaffen, um die Menschen an der Politik in ihrer Gemeinde, in ihrem direkten Lebensumfeld zu beteiligen. Lust und Frust inklusive.

Die Entmutigung durch bürokratische Monster, die Verzahnung zwischen Bundes-, Landes und Kommunalpolitik und das schwindende Vertrauen, in diesem Räderwerk eine Möglichkeit der Veränderung zu haben und hierdurch demokratische Politik an die Basis zurück zu bringen, das sind Forderungen, die laut werden. Dirk Neubauer stellt Möglichkeiten vor, wie er dies in Ansätzen erfolgreich in seiner Gemeinde in die Tat umsetzt. Er beschreibt "Besonderheiten" des Weges in den neuen Bundesländern nachdrücklich und eindrucksvoll, dabei geht es ihm aber ums Ganze: Entbürokratisierung, kurze Wege und Basisdemokratie um Bürger einzubinden um unser politisches System wieder erfolgreich zu machen - in ganz Deutschland!
Fazit
Ein hochinteressant geschriebenes Buch, voller Elan und Enthusiasmus pro Demokratie! Damit reiht sich dieses Buch nicht einfach in eine große Reihe von aktuellen Büchern ein, die der Frage nachgehen, wie vermeintliche Gefahren in Bezug auf unsere freiheitliche Staatsform abgewendet werden könne. Hier werden konkrete Ideen geäußert und Ansätze einer Basisdemokratie am praktischen Beispiel aufgezeigt.

Nicht nur insofern ein lesenswertes Buch. Auch gelingt es dem Autoren, den Leser zum Nachdenken anzuregen. Er beschreibt authentisch und gefühlvoll die Sorgen der Bürger, die Besonderheiten des ländlichen Lebensraumes in den neuen Ländern, und hierbei verzichtet er auf moralisierende Argumente. Insofern sind seine Argumente eine gute Basis für eine Diskussion, die alle Bürger betrifft und die den etablierten Parteien gewissermaßen einen Spiegel vor das geistige Auge hält. Das Gemeinwohl muss an erster Stelle stehen!

Aus meiner persönlichen Sicht gibt es lediglich einen Kritikpunkt in der Argumentationslinie. Als ehemaliger Journalist kritisiert der Autor die Medien, insbesondere die Printmedien. Den Stellenwert, den er den Medien grundsätzlich zubilligt, halte ich allerdings für strittig: (Buch, S. 108) "...Ich übte mich in kritischer Draufsicht und in der Rolle des öffentlichen Kontrollorgans. Das ist die Rolle, die eine freie Presse in einem Land spielen soll. Sie soll die vierte Macht im Staate sein...."

Pressefreiheit stellt zweifelsfrei ein zentrales Element des demokratischen Staates dar und demzufolge soll die Presse auch kritisch berichten und kommentieren - aber die verfassungsgemäße Stellung als vierte Macht? Die Gewaltenteilung, wie sie unsere Verfassung vorsieht, erscheint mir in Bezug auf gegenseitige Kontrolle zielführend und keine weitere "Macht" sollte sich selbst inthronisieren.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Dietmar Langusch [Profil]
veröffentlicht am 08. September 2019

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