Grandios
Es ist immer wieder eine Freude, sich den hochkarätigen Thrillern von Ditfurth
um den Hauptkommissar (bald "Erster Hauptkommissar") de Bodt und
seiner Freunde und Feinde im Dienst und in der Welt zu nähern. Temporeich
geschrieben, teils wie in Stichworten nur dahingeworfen, aber immer mit einem
ausgeklügelten Netz an Verbrechen hinter den meist harmlos beginnenden Fällen,
das ist das eine, was von Ditfurths Stil auszeichnet. Zudem legt von Ditfurth
seine Ideen international an und, man kann formulieren, dass das
"Heftige" konsequent hinzutritt.
Die Fälle, wie auch dieser neue, sind groß angelegt, kosten vielfache
Menschenleben, führen (wie in diesem Thriller) zu einem hintergründigen
Verankern von Gefahren der modernen Zeit (Atomkraftwerke, Trinkwasser, die
"offene Straße"), lege mit trockenem Humor den Finger auf die Wunden
und Schwächen von Persönlichkeiten, ohne diese eindimensional wirken zu
lassen.
Natürlich lebt dabei die Reihe auch von Wiederholungen. Dem ständigen
Malträtieren der Nerven der Mitarbeiter durch das immer wieder von "vorne
neu denken" der Fakten. Die süffisanten, oft aber einfach ernst gemeinten
philosophischen Zitate und die Reibung, die de Bodt regelmäßig und treffend
von sich gibt wie den "grüner Tee, dritter Aufguss", den der Mann
einfach braucht, um gut ermitteln zu können.
Das auch das andere Personal inzwischen weitverzweigt und dem Leser gut vertraut
ist (Yussuf "der Freche", Salinger, die "toughe", Lebranc in
Frankreich, der "verächtliche" und dennoch hochkompetente
französische Ermittler mit seinem ebefalls hochkompetenten Assistenten Floire,
den Lebranc mit Genuss quält oder "Bob", der Planer und intelligente
Verbrecher, der mit de Bodt intensiv verbunden ist und bleibt oder auch die
"russischen Kräfte", die hier alle Hände voll zu tun haben werden,
einen vermeintlichen "Nebenschauplatz" richtig einzuordnen und dabei
weder im Gefängnis noch im Straflager zu enden.
Denn wichtige Personen werden entführt und unsinnige, weil unerfüllbare
Forderungen, an die politische Führung in Deutschland und Frankreich gestellt,
während eine ganze Reihe russischer Diplomaten als Leichen in Europa
aufgefunden werden. Dass dann de Bodt, vielgehasst bei den Oberen seiner
Dienste, ins Zentrum der Lagebesprechungen aufgenommen wird und wie von Ditfurth
nonchalant bekannte Politiker mit wenigen Sätzen auf den Punkt charakterisiert
(samt einer Bundeskanzlerin, die aus guten Gründen ihre Hände über de Bodt
hält), das liest sich einfach hervorragend als echter Pageturner.
Dass dabei mögliche Auflösungen für den Leser lange genauso am Rande der
Wahrnehmung verbleiben, wie es de Bodt beim Grübeln ergeht und dann doch in
einem unfassbaren, aber am Ende überaus realistisch wirkenden "Plan"
internationaler Verbindungen einmündet, den gesamten Weg zu diesem dann
startenden Finale verfolgt der Leser gebannt und spannend unterhalten.
"Wer brachte russische Funktionäre um und erpresste Regierungen"?
Einfache Kriminelle zumindest nicht, dass wird schnell klar.
Fazit
Eine überaus empfehlenswerte Lektüre, die sich vor international erfolgreichen
Thrillern in keiner Weise verstecken muss.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 30. August 2019 2019-08-30 11:47:24