Peter Pilz, Mitglied der Österreichischen Grünen, geht scharf mit der
amerikanischen Hegemonialpolitik ins Gericht. Diese Politik, verbunden mit einem
überdeutlich ausgeprägten Sendungsbewußtsein, sei für die gegenwärtigen
Spannungen in der Welt verantwortlich. Seit dem Zweiten Weltkrieg verfolgten die
USA das Ziel, die Weltherrschaft zu erringen. George W. Bush habe bereits lange
vor den Ereignissen des 11. September 2001 den Irak-Krieg geplant und damit die
Saddam-freundliche Politik der US-Präsidenten Reagan und Bush korrigiert. Der
Irak, so Pilz, sei primär aufgrund der Öl-Interessen der USA wichtig geworden.
1992 habe Bush senior Saddam nicht gestürzt, weil er gebraucht worden sei, den
Irak stabil und zusammenzuhalten (S. 32), zehn Jahre darauf hingegen wollten die
USA Saddam stürzen. Grund: der militärindustrielle Komplex, bei Pilz
"imperialer Block" genannt (S. 79) verfolge geostrategische
Interessen. Nachdem in Afghanistan mit Hamid Kazai ein Gehaltsempfänger des
kalifornischen Konzern Unocal (S.86) an die Macht gebracht worden sei, lägen
die größten Ölfelder, die noch gewonnen werden könnten, im Irak. Die Zeit
des billigen Öles ginge zu Ende und zwinge die Förderfirmen, auf die Reserven
im Nahen Osten zurückzugreifen, die leicht zugänglich und damit billig seien
(S. 87). Daher habe die USA Saddam stürzen wollen, um diesen Zugang zu den
Ölfeldern zu erhalten. Dieser Aspekt sei in der Regierung Bush, in der
zahlreiche Regierungsmitglieder aus der Ölindustrie kämen, äußerst wichtig.
So sei es kein Zufall, dass Verteidigungsminister Rumsfeld bereits am 11.
September 2001, nach dem Angriff der El-Kaida-Terroristen auf das Pentagon, den
Satz gesagt haben soll: "Klären, ob es reicht, dass wir uns S. H. auch
gleich vornehmen. Nicht nur UBL."
Das Buch bietet eine kritische Geschichte der Expansion der USA von der
Monroe-Doktrin 1823 über die Politik der USA in Iran, Guatemala, Indonesien und
Vietnam bis zum Irak-Krieg. Unterstützt werde diese Expansionspolitik durch
einen durch nichts zu erschütterndes Sendungsbewußtsein: "Der katholische
Glaube, der der spanischen Gier nach den Schätzen Amerikas das zweite, edle
Motiv gab, macht bei den USA der Vorstellung einer menschlichen Sendung Platz.
Der Unterschied geht aber tiefer: Spanien und Großbritannien wren klassische
Reiche mit klaren Grenzen...."Amerika ist seinem Prinzip nach grenzenlos,
eine imperiale Republik" (S. 72). Außerdem seien die USA militärisch in
der Lage, die Welt zu beherrschen (vgl. Kapitel: "Die imperialen
Arsenale)". Dieser Politik müsse energisch entgegen getreten werden. Dazu
fordert Pilz die militärische und politische Stärkung Europas. "Ein
wirtschaftlich und militärisch geeintes Europa is anfällig. Nirgends im
europäischen Wesen ist eine Sicherheit gegen imperiale Anmaßungen eingebaut.
Europäer sind nicht besser als Amerikaner - nur auf Grund ihrer Geschichte
haben sie eine Chance, vieles besser zu machen." (S. 246). Dabei liege ein
Schlüssel zur neuen europäischen Rolle in Deutschland (S. 257). Dieses sei
gross und einflussreich genug, den neuen europäischen Kurs zu prägen. Ein
starkes Europa sei notwendig, um die USA in ein Netz internationaler
Vereinbarungen, Verfahren und Institutionen einzubinden. "Neben der
imperialen Tradition hat es in den USA immer zwei andere ggeben: eine der
Abwendung und Isolation und einer der gemeinsamen globalen Ordnung." Alle
gemeinsm könnten dazu beitragen, die gemäßigte Richtung in den USA zu
stärken und dazu beizutragen, die "Junta der Bushmänner" (S. 260)
abzuwählen.
Pilz macht aus seiner Antipathie gegen die imperiale Politik der Regierung Bush
junior keinen Hehl, verbirgt aber ebenfalls nicht seine Sympathie für die
Kultur der USA. "Ich liebe Amerika. Es gibt kein zweites Land, das so
schön, so bunt und so aufregend ist. Zwischen Long Island und San Fransisco,
zwischen Alamo und den Niagara Falls breitet sich eine der offensten und
spannendsten Kulturen der Welt aus...John Lee Hooker und Little Jimmy Scott,
Cormack MCarthy und Philip Roth, Martin Scorsese und Robert de Niro, Charles
Mingus und Charlie Parker sind Amerika. Seine Bilder und seine Lieder sind
unsere Welt. Politisch gezähmt und ohne seine fossile Junta wird Amerika noch
schöner" (S. 261).
Die Thesen des Buches sind nicht neu. US-Kritische Bücher überschwemmen den
Buchmarkt, wie zuletzt die Bücher von George Soros oder Paul Krugman gezeigt
haben. in der Tat ist die Politik der Regierung Bush für Europäer
besorgniserregend.
Dennoch ist dieses in der Tat sehr faktenreiche Buch sehr einseitig geschrieben.
So erweckt es den Eindruck, die Opfer des 11. September 2001 gegen die Opfer
amerikanischer Bombenangriffe in Afghanistan aufzurechen. Sätze wie: "Am
11. September 2001 kamen bei einem terroristischen Angriff 3000. Menschen ums
Leben. Man sagt, dass seit dieserm Tag nichts mehr so sei wie vorher. Am 16.
März 1988 wurden bei einem terroristischen Agnriff rund 7000 Menschen
getöttet. Ein paar Tage später war der Zwischenfall [die Toten des irakischen
Giftgasangriffs auf die kurdische Stadt Halabja von 1988; B. N.]
vergessen." (S: 17). Auch Bush direkt mit Bin Ladn zu vergleichen, wie dies
der Autor im Eingangskapitel "Bin Bush" tut, ist wenig hilfreich. Das
Aufrechnen von Toten ist in der Tat nicht akzeptabel und äußerst polemisch.
Die Schwäche dieses Buches liegt darin, dass sie zwar in scharfer Analyse die
Schwächen der US-Politik darlegt, die Gründe dafür, den Schock nach dem 11.
September, verschweigt. Man mag Bücher der Neo-Konservativen um Kagan ablehnen
- aber zum Verständnis der Politik der USA gegenüber Europa (sie berufen sich
- wie Pilz zu recht konstatiert, auf Hobbes und nicht auf Kant), sind diese
Schriften nun einmal enorm wichtig. Eine gegenseitige Annäherung zwischen den
USA und Europa kann es nur geben, wenn die Motive beider Seiten nachvollzogen
werden können (was nicht bedeutet, sie kritiklos zu billigen). Dies fehlt in
dieser Analyse leider völlig. Das Buch ist vollkommen einseitig
anti-amerikanisch, obwohl Pilz dies angeblich nicht sein will. Zu sehr werden
auch Republikaner und Demokraten in einen "Topf" geworfen. Auch in den
USA gibt es zahlreiche Gegner der Politik von Bush. Dies kommt alles viel zu
kurz.
Fazit
Daher trotz zahlreicher Quellen nur von begrenztem Informationswert, da die
Sicht des Autors viel zu einseitig ist. Damit steht Pilz' Werk jedoch nicht
alleine.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 14. Mai 2004 2004-05-14 20:20:47