Wie das Zwischenmenschliche besser gelingt
Sich den "interpersonellen" Problemen zuzuwenden ist nicht nur eine
Randerscheinung der Psychotherapie, sondern kann durchaus als ein Kern
bezeichnet werden. Denn wenn man mit sich nicht auskommt, kommt man auch kaum
mit anderen aus und wenn man mit anderen nicht auskommt, kann das durchaus zu
persönlichen Problemen mit sich selber führen. Sollte es soweit sein, dann
bedarf es einer Methode, um das "zurecht zu rücken", einhergehend
meist mit der Notwendigkeit, eigene Haltung und eigenes Verhalten intensiv zu
überprüfen und, meist, auch zu verändern. Was "einfach so" nicht
leichtfällt. Das Kiesler-Kreis-Training, entwickelt von Donald Kiesler, setzt
genau an diesem Problem an und hat als Ziel, Veränderungspotenzial abzurufen
und anzuwenden. Ein Training, das dem "Intrapsychischen", was vielfach
Kern der therapeutischen Arbeit ist, auch das "Interpersonale"
kompetent an die Seite zu stellen.
Wodurch eben nicht nur die Kernfrage, "Warum" ein Mensch sich
verhält, wie er sich verhält, in den Raum tritt, sondern gleichgewichtig die
Frage, "Wozu" er sich so verhält im Rahmen seines
Beziehungsgeflechtes. Dass dabei interpersonale Verhaltensweisen, interpersonale
Stile und Menschen in ihrem typischen Verhalten anhand zweier "Koordinaten
im interpersonalen Kreis" treffend beschrieben, "analysiert"
werden könne, ist dabei zunächst eine eher befremdliche Aussage, macht aber im
Verlauf der klar strukturierten, praxisnahen und in verständlich dargebrachter
Sprache verfassten Lektüre schnell Sinn.
Das Training und System hat aber auch, natürlich in seiner bestechenden
Einfachheit, Grenzen, was komplexe Verhaltensweisen angeht. Dennoch ist dies
zwar eine Einschränkung, aber kein Grund, das System des "interpersonalen
Kreises" nicht zu nutzen, um Grundrichtungen und praktisch gut umsetzbare
Methoden für die Klärung konkreter Problembereiche in den Raum zu setzen. Um
zunächst den Bezug zwischen gegenwärtigen interpersonalen Problemen der Person
auf der Basis biographischer Beziehungserfahrungen zu verstehen um damit die
aktuelle Problematik so umfassend wie möglich genau in Ursache und Wirkung zu
verstehen.
Dabei werden rigide Verhaltensweisen, die als unangemessen erlebt werden, als
Ursachen für Unzufriedenheit und Konflikten in Beziehungen betrachtet, die das
"Problem" aber nachgerade nicht lösen, sondern gar zur Entstehung und
Aufrechterhaltung psychischer Störungen führen. Durch das Kennenlernen des
"Kiesler-Kreises" min seinen "acht Positionen", durch
Methoden und öffnenden Erkenntnissen der nonverbalen und verbalen
Kommunikation, durch ein Konflikttraining umklammert grundsätzlich von einer
empathischen Haltung können sodann "korrigierende
Beziehungserfahrungen" sich entfalten, welche interpersonale Störungen
auch ganz praktisch beheben können.
Fazit
Dabei bietet das Werk sowohl eine prägnante Darstellung der Theorie, wie auch
eine gründliche Kenntnis des "Kreises" selbst und die dann praktische
Durchführung des Trainings in seinen fünf Modulen mit sehr detaillierten
Beschreibungen der Praxis des Trainings samt möglicher Stolpersteine für den
Therapeuten. Ein interessanter Ansatz, verständlich und praxisnah aufbereitet.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 03. Juni 2019 2019-06-03 12:06:46