Sorgfältig recherchierte Darstellung
Die "Big Player" der "New Economy” rudern gerade an vielen
Stellen öffentlichkeitswirksam zurück, was die mangelnde Kontrolle der Social
Media, vor allem aber auch der wuchernden "Start Up" Szene angeht. Was
nicht nur mit Uber zu tun hat, sondern vielfach die gleiche problematische
Struktur aufweist. Einzelne Personen, wenn es denn "ankommt", die
Idee, geraten unversehens und schnell zu hohen Geldmitteln, erleben kaum Formen
innerbetrieblicher oder stattlicher Kontrollen und neigen nicht selten dazu,
"ihr Ding" aufzubauschen und damit möglichst schnell finanziell
möglichst erfolgreich zu gestalten.
Was quasi die Blaupause für "Theranos 1.0" beim Startup Theranos ist.
Eine neuartige Möglichkeit der raschen und unkomplizierten Blutanalyse, die
gehypt, mit Geld fast überschwemmt und ständig optimistisch von der Gründerin
des Unternehmens, Elizabeth Holmes, vor potenziellen Investoren und
Multiplikatoren angepriesen wird. Mit einem kleinen Schönheitsfehler: es
funktioniert letztlich kaum bis gar nicht, was da an Produkt beworben wird.
"Einer der Gründe für die hohe Bewertung war, dass Theranos den
Investoren von Vereinbarungen berichtete, die das Unternehmen mit Partnern aus
der Pharmabranche abgeschlossen habe".
Was Mosley, den verantwortlichen Finanzdirektor des Unternehmens, irritiert. Und
nicht nur das löst bei ihm mehr Fragen als Antworten aus, "seit er an
diesem Morgen die Tricksereien entdeckt hatte". Und dieser wird umgehend
gefeuert, als er seine Irritationen bei Holmes formuliert. Was aber könnte man
auch sonst erwarten, wenn eine zu Zeiten 19jährige ein Start Up gründet mit
dem klaren Ziel natürlich, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, in einer Szene,
in der das "Rühren der Werbetrommel" zumindest zu Anfang immer
deutlich wichtiger als das Produkt selber ist? In einem Umfeld, in dem Geld
lange Zeit locker saß und jede Menge Investoren die schnelle Rendite suchten
und suchen und dafür auch gerne mal Scheuklappen über die Augen ziehen?
Fazit
Schritt für Schritt legt Carreyorou den Werdegang von Elizabeth Holmes und
ihrem Start Up offen, schreibt dabei versiert und überaus unterhaltsam zu
lesen, um am Ende nicht nur ein konkretes Vorgehen erläutert zu haben, sondern
ein durchaus verallgemeinerbares System von immer neuen
"Wichtigkeiten" und "Rettungen der Menschheit" via einer
App.
Und wie immer heißt es (da kann man durch die Reihen der Start Ups und
Internet-Unternehmen durchgehen, dass man nur noch "ein wenig Geduld"
benötigt. Und dabei weitgehend billigend in Kauf zu nehmen hat, dass die
Leitung von Therano (wie auch in andren solchen Unternehmen) in großer
Intransparenz vor allem mit einem zentral beschäftigt war: Geld einzusammeln.
Ein Lehrstück der modernen Wirtschaft und ein wichtiges Buch, systemische
Probleme klar erkennen zu können.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 02. Mai 2019 2019-05-02 14:41:37