Dieser schöne, gewichtige Katalog 'Es war einmal in Amerika', herausgegeben von
den beiden Kuratorinnen der gleichnamigen Ausstellung Barbara Schäfer und Anita
Hachmann, erschienen im November 2018 im Wienand Verlag ist eine opulente
Zusammenfassung von knapp 300 Jahren Kunst in Nordamerika. Auch wer nicht zu den
vielen Besuchern dieser gefeierten Ausstellung zählt, kann sich anhand des
Buches einen sehr guten Überblick über das Schaffen der nordamerikanischen
Künstler der letzten knapp drei Jahrhunderte verschaffen. Eine Ausstellung mit
vergleichbarem zeitlichen Umfang, d.h. von 1650 bis 1950, von der Kolonialzeit
bis zum amerikanischen Realismus und Abstrakten Expressionismus hat es bislang
in Deutschland noch nicht gegeben, weshalb dieser Katalog als Standardwerk auf
diesem Gebiet avanciert.
Wer nur die Namen Rothko, Pollock und Hopper mit amerikanischer Kunst in
Verbindung bringt, bekommt hier mit einer Auswahl von 130 Kunstwerken einen
Eindruck davon, dass es auch ein 'Vorher' gab und wie vielfältig und so gar
nicht eingleisig die Entwicklung der Kunststile erfolgte. Dabei haben die
Kuratorinnen wohl sehr bewusst einige unangenehme Themengebiete und
Stilrichtungen ausgeklammert: die Sklaverei oder etwa heroische
Kriegsdarstellungen.
Das Buch ist in folgende Abschnitte unterteilt:
-Von der Kolonialzeit bis zur Gründung der jungen Republik
-Kunst für die Öffentlichkeit
-Vom amerikanischen Bürgerkrieg bis zur Jahrhundertwende
-Von der Jahrhundertwende bis zur frühen Moderne
-Von den "goldenen Zwanzigern" bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
-Der Durchbruch der amerikanischen Kunst in Europa.
Die erste Hälfte des 576 Seiten starken Werkes ist eine Beschreibung dieser
einzelnen Epochen in Textform. Sehr anschaulich und fundiert wird die
Entwicklung der Kunst im Kontext der gesellschaftlich-historischen Situation
dargestellt. In der zweiten Hälfte des Buches werden die ausgestellten Werke
chronologisch innerhalb der selben oben genannten zeitlichen Abschnitte in sehr
guter Druckqualität wiedergegeben: Auf jeweils einer Doppelseite wird das
abgebildete Gemälde dem erklärenden Text gegenübergestellt. Dabei wird immer
wieder sehr schön der Einfluss Europas auf die amerikanischen Maler erklärt,
vor allem, wie die Kunstschulen in Düsseldorf und München viele amerikanische
Künstler prägten.
Fazit
Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch für alle Kunstinteressierten, die
sich einen Einblick in die Entwicklung der Malerei in der 'Neuen Welt' mit
Beginn der Kolonialzeit verschaffen wollen. Für Ausstellungsbesucher wie für
all jene, die diese tolle Ausstellung nicht gesehen haben.
Vorgeschlagen von Vorderwülbecke
[Profil]
veröffentlicht am 14. Mai 2019 2019-05-14 16:52:12