Eigentlich nicht unbedingt neu, bis auf den Begriff
Im Rahmend er zunehmenden Differenzierungen bei psychotherapeutischen Methoden
und Ansätzen, gerade seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts mit der
klientenzentrierten Gesprächstherapie, der KVT, aber auch der systemischen
Therapie und manchen anderen gab es, hier und da, auch Untersuchungen über die
Wirksamkeit der einzelnen Ansätze und Methoden über die konkreten Schulen
hinaus. Interessanterweise legten diese Ergebnisse unmissverständlich nahe,
dass die innere "Haltung" des Beraters oder Psychotherapeuten
zumindest in gleicher Form für eine erfolgreiche Exploration des Patienten
verantwortlich zeitigte, wie die angewandten Methoden und Grundsätze an sich.
Vor allem die Kompetenz der Empathie bei gleichzeitigem "stehen lassen
können" (Wertschätzung dem Patienten gegenüber) wurden damals als
zentrale Momente für einen gelingenden therapeutischen Prozess eruiert.
So könnte man, wenn man einiges auch an Überhöhungen an Begriffen zur Seite
scheibt, darauf verweisen, der der gegenwärtige "Hype" um die
"Achtsamkeit" vielleicht auch nur eine andere Bezeichnung für die
Wichtigkeit dieser schon lange bekannten inneren Haltung darstellt. Wobei
Empathie schon zu Beginn nicht ausschließlich im verbalen Bereich angesiedelt
war, sondern auch die Körpersprache und andere Kommunikationsmöglichkeiten von
Patienten ebenfalls mit betrachtet und auf diese reagiert wurde. So vertieft
dieses Werk, dass dann aber in fundierter, verständlicher und in sich logisch
strukturierter Weise vor allem noch einmal die Bedeutung der "Haltung des
Beraters und Psychotherapeuten" für das Gelingen der Lösung persönlicher
Probleme.
Und ebenso wichtig ist, dass die Autoren auf die institutionellen
Rahmenbedingungen deutlich hinweisen, denn Formen der Achtsamkeit benötigen
auch Möglichkeiten und, vor allem, so weit wie wenig Störungen, um gelingend
in den therapeutischen Prozess mit einzufließen. Was, da es vor allem um die
Haltung der Agierenden geht, ebenso klar mit einer Selbsteinschätzung der
eigenen, inneren Befindlichkeit beginnt und damit bereits umgehend praktisch
wird. Um dann sehr grundlegend auch mit einigen Verkürzungen der modernen
"Achtsamkeit" aufzuräumen und der Achtsamkeit den Begriff der
Aufmerksamkeit wieder, wie von Kabat-Zinn, gedacht, eng zur Seite zu stellen, um
den größtmöglichen Nutzen aus dieser Haltung gewinnen zu können:
"…..lädt uns also erst einmal ein, uns bewusst zu machen, dass unsere
Wirklichkeit auch durch die subjektive Auswahl dessen, wohin wir den Lichtkegel
unseres Bewusstseins richten, wesentlich bestimmt wird". Und das eben auch
gilt, dass eine Kontrolle über diese subjektive Auswahl und die damit
einhergehende Blickrichtung durchaus möglich ist. Wenn aber andere Momente des
Lebens in den Kern des Blickes rücken, dann verändert sich auch die
Ausrichtung des Lebens und ein Prozess beginnt, der von schnellen Bewertungen
abrückt und ermöglicht, "das ganze Bild" zu sehen.
Fazit
Mit vielen Erläuterungen, grundsätzlichen Informationen, vor allem aber
vielfachen Hinweisen zur Praxis, zu Übungen, zu Situationen, Anregungen, sich
selber auf die Schliche zu kommen und damit mit anderen Menschen im beratenden
Prozess mit großer Offenheit der Gegenwart begegnen zu können, das ist am Ende
der Gewinn der Lektüre, die umgehend zum eigenen Erproben einlädt und in sich
schlüssig vielfache Wege eines "achtsamen Umgangs" mit sich und den
Patienten umfassend nahelegt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 02. April 2019 2019-04-02 14:57:33