Vorläufiger Abschluss eines Ermittlerpaares
Eines sei vorweg gestellt. Da Ohlsson ihrer bisherigen Linie treu bleibt und
neben dem eigentlichen Fall im Thriller sich sehr intensiv den
Persönlichkeiten, dem Leben und den Schicksalsschlägen eben jenes Lebens ihrer
Figuren auch in diesem Thriller wieder zuwendet, sollte man, so man sich in
aktueller Trauer um einen geliebten Menschen befindet, das Buch nur dosiert
"zu sich nehmen". Denn so dicht in der Atmosphäre und so traurig in
verschiedenen Ereignissen und deren Auswirkungen schreibt Ohlsson, auch in Bezug
auf ihre Hauptfiguren (aber nicht nur diese haben einiges hart zu tragen im
Leben), dass letztlich in verschiedenen Szenen des Buches kaum ein Auge trocken
bleiben wird. Und, falls eigene Trauer vorhanden sein sollte, diese umgehend
wieder akut wachgerufen werden wird.
Was im Übrigen nicht nur mit dem aktuellen Leben vor allem Fredrika Bergmanns
zu tun haben wird, sondern auch den Hintergrund für die Morde im Buch und auch
für eine umfassende Entführung darstellt. Was irgendwie schon im Lauf des
ersten Toten klar werden wird, doch wie das zusammenhängt, warum einige Linien
der verschiedenen Fälle kaum zueinander passen und wer eigentlich überhaupt
hinter den Morden an so verschiedenen Personen, dafür aber mit sehr originären
Mordmethoden je versehen, stecken könnte, das bleibt lange im Unklaren. Bis
dahin, dass selbst im engsten Umfeld der Ermittler, beruflich und privat, der
ein oder andere Verdacht belastend und vergiftend virulent werden wird.
Es ist eben so, dass nicht nur tatsächliche Mörder das ein oder andere dunkle
Geheimnisihres Lebens tief in sich verbergen, sondern auch Menschen, die einem
sehr vertraut sind und denen man das nie zutrauen würde. Dass da ein Mann
erschossen in seinem Sessel aufgefunden wird, dessen Tochter vor Jahren einem
ähnlichen Verbrechen zum Opfer fiel, dass ein Bestatter "in die Quere
kommt" und ebenfalls in Schwierigkeiten gerät. Dass ein Bruder mit seiner
gesamten Familie einfach so verschwindet und keiner einem glaubt, dass ein
älterer Mann sich verfolgt fühlt und das zu Recht und auf einem
Rasentennisplatz die "Mittellinie" ein offenkundiges Verbrechen nur
mäßig verdeckt (im wörtlichen Sinne), all das führt zu einem klugen Mörder
mit einer "Sendung", toten Töchtern und Frauen, demnächst
anstehenden Todesfällen und durch diese zu Erschütterungen des gesamten bisher
gewohnten Lebens.
Fazit
Was Ohlsson lebendig, mit plakativen Bildern, aber auch, an den rechten Stellen,
mit empathischem Hintersinn und intensiven Emotionen zu erzählen versteht und
damit den Leser durchweg in der Lektüre verhaftet hält. Mit dem
Wehrmutstropfen, dass eine der wichtigsten Figuren dieses Thrillers um das
Ermittlerpaar Bergmann / Recht leider, vom Ende hergesehen, zu sehr nur am Rande
vorkommt. Da wäre die Neugier doch groß, mehr um diese Person herum auch aktiv
im Thriller geschehen zu lassen, denn so, wie Ohlsson die Bedeutung der Figur
auflöst, kommt das Dunkle darin nur am Rande zum Tragen.
Was vielleicht der Dichte der andren Figuren, deren Verhältnis zueinander und
deren "Kummer-Rucksäcken" geschuldet ist, um die temporeiche Lektüre
am Ende nicht zu sehr mit noch mehr persönlichen Linien zu belasten. Sei es
drum, ein durchaus gelungener Thriller, der vielfach zum Miträtseln, vor allem
aber zum mit Leiden auffordert und für eine anregende Lektüre mit Tiefgang
sorgt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 06. März 2019 2019-03-06 12:06:03